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Advanced Procurement Engineers - Enablerfunktion eines wertorientierten Einkaufs

[07.03.2010]

Foto: sveta / fotolia.com

Die Aufgaben des Einkaufs haben sich in den vergangenen Jahren von der rein operativen Tätigkeit zur Integration von strategischen Fragestellungen gewandelt. Während die Verhandlungen mit Lieferanten bisher den Tätigkeitsschwerpunkt des Einkäufers darstellten, sind die Anforderungen an die Advanced Procurement Engineers in einem wertorientierten Einkauf stark angestiegen.

Der Trend zur Reduzierung der Leistungstiefe im eigenen Unternehmen hat zu einer Steigerung der Bedeutung des Einkaufs geführt. Immer häufiger werden Module von den Lieferanten abgefragt. Damit verbunden steigen die Qualitätsanforderungen an die Lieferanten und an ein durchgängiges Lieferantenmanagement. Zusätzlich binden immer mehr Unternehmen Lieferanten und Einkauf in die Produktentwicklung ein, um den Know-How dieser Gruppen zu nutzen und den Kostenaspekt der Beschaffung bereits in dieser Phase berücksichtigen zu können. Ziel ist es das Produkt vor dem Hintergrund der Total Cost of Ownership optimal zu gestalten.

Die Entwicklung hin zum Advanced Purchasing stellt neue Anforderungen an den Einkäufer. Fähige Lieferanten müssen ausgewählt und in einem Lieferantenmanagementsystem geprüft und weiterentwickelt werden. Die Kenntnis der technischen Hintergründe wird für den Einkäufer immer essenzieller um den Erfolg der Einkaufsprojekte zu gewährleisten. Die Stellenanforderungen wandeln sich zu einem Advanced Procurement Engineer, der sich neben einem umfangreichen Lieferantenmanagement auch aktiv an der Produktentwicklung beteiligt.

Abb.: Aufgaben des Advanced Procurement Engineer im Produktentstehungsprozess

Dabei fördert der Advanced Procurement Engineer das Vorgehen unter Berücksichtigung des „design to cost“-Konzeptes. Im Rahmen dessen gibt es verschiedene Methoden zur Auswahl, beispielsweise die Produktklinik, die Quality function deployment (QFD)-Methodik oder die Zielkostenrechnung (target costing). Das traditionelle Kostenmanagement wird abgelöst durch die Zielkostenrechnung, bei der die Preiskalkulation auf dem marktfähigen Preis basiert und die erlaubten Kosten davon abgeleitet werden. Da dieses Budget nicht allein durch die Verhandlung mit Lieferanten erreicht werden kann, werden Methoden, wie die Produktklinik eingesetzt. Hier ist die Aufgabe des Advanced Procurement Engineers den wertorientierten Einkauf in die Diskussion bei der Produktentwicklung einzubringen. Die Kundenwünsche, welche mithilfe der QFD Methodik oder Conjoint Analysen geprüft werden können, stellen den Ausgangspunkt der Entwicklung dar. Overengineering muss vermieden werden. Eine Reduktion von Varianten sowie die Standardisierung von Bauteilen, zum Beispiel durch die Verfolgung von Plattformstrategien, sind mögliche Ergebnisse. Aus den neuen Aufgaben ergibt sich ein neues Qualifikationsprofil des Einkäufers.

Abb.: Beispiel für Stellenbeschreibung eines Advanced Purchasing Engineers

Neben der Erfüllung der operativen Tätigkeiten wird von einem Advanced Procurement Engineer technische Kenntnis des Produktes erwartet. Aus diesem Grund werden immer mehr Bewerber mit technischem Berufshintergrund in dieser Position eingestellt. Die ideale Kombination besteht in der Kenntnis von betriebswirtschaftlichen Methoden und Konzepten gepaart mit Ingenieurswissen. Studiengänge, wie die technologie- und managementorientierte Betriebswirtschaftslehre oder das Wirtschaftsingenieurswesen tragen dieser Entwicklung Rechnung.

Beratungsprodukte:

  • Advanced Purchasing
    „Advanced Purchasing“ basiert auf einer frühzeitigen und engen Einbindung von Einkaufskompetenzen in den Produktentwicklungsprozess.
  • Lieferantenmanagement
    Lieferantenmanagement umfasst die Phasen Gestaltung der Lieferantenbasis, Bewertung, Lieferantenentwicklung, Integration sowie deren Auditierung.
  • Total Cost of Ownership (TCO) Analyse
    Ganzheitliche finanzielle Bewertung von Vergabealternativen inkl. der Logistikkosten, Währungsschwankungen, Änderungsmanagement und Komplexitätskosten.

Weiterführende Literatur:

  • Advanced Purchasing
    Leitfaden zur Einbindung der Beschaffungsmärkte in den Produktentwicklungsprozess
  • Produktklinik
    Wertgestaltung von Produkten und Prozessen
  • Produktklinik
    Wertgestaltung von Produkten und Prozessen - Methoden und Fallbeispiele
  • Conjoint Analyse
    Leitfaden zur kundenwertorientierten Produktentwicklung mittels Conjoint Analysen

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