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Beschaffungsoptimierung in der Elektronikindustrie

[19.09.2005]

Foto: sveta / fotolia.com
Unternehmen der Elektronikindustrie sehen sich am Standort Deutschland einem wachsenden Konkurrenzdruck gegenübergestellt. Internationale Konkurrenten insbesondere aus Fernost greifen neue Know-how-intensive Marktsegmente beispielsweise im Segment Hochleistungs-Drucksysteme an. Die Leistungstiefen wurden in den letzten Jahren branchenweit gesenkt. In Deutschland bleiben die Verwaltungsbereiche sowie die Forschung & Entwicklung. Neue Potenzialquellen müssen erschlossen werden: die Materialkosten stellen dabei eine zentrale Einflussgröße auf den Unternehmensgewinn dar.

Ausgangssituation:

Die Reduzierung der Einstandskosten wird als wichtiger Einflussfaktor auf die Ertragslage des Unternehmens erkannt. In Produktion und Entwicklung sind in der Vergangenheit durch umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen vorhandene Potenziale bereits erschlossen worden. Eine Beeinflussung des Materialkostenanteils hingegen, der sich branchenweit auf 60 bis 70 Prozent beläuft, wirkt direkt auf den Unternehmensgewinn.

Vorgehensweise:

Die Optimierung der Beschaffungssituation hat zwei Stoßrichtungen:

  • Die beschaffungsprozessorientierte Perspektive: Auf Basis einer Funktions- und Leistungsanalyse werden die beschaffungsrelevanten Tätigkeiten aller Abteilungen und Bereiche auf Basis eines unternehmensspezifisch angepassten Prozessmodells abgefragt. In dieser Betrachtung wird nach operativen und strategischen Beschaffungsprozessen differenziert. Ergebnisse sind eine Benchmarking-fähige Aufstellung der beschaffungsbezogenen Aufwendungen der Gesamtorganisation sowie eine ebenso Benchmarking-fähige Gegenüberstellung der operativen und strategischen Beschaffungsprozessanteile. Diese Betrachtungen lassen Rückschlüsse auf Einsparpotenziale in den Mitarbeiterkapazitäten sowie auf eine optimale Verteilung der operativen und strategischen Tätigkeiten zu. In der Elektronikindustrie sind 75 % der Beschaffungsaufwendungen in strategische Tätigkeiten wie Lieferantenauswahl, -auditierung, -befähigung, einer frühen Involvierung in den Produktentwicklungsprozess und laufender Lieferantenbewertung zu investieren. Operative Tätigkeiten sind weitestgehend zu automatisieren und nach standardisierten Prozessabläufen zu bearbeiten. Identifizierte Einsparungspotenziale können insbesondere in die Erarbeitung von Verbesserungsansätzen und Umsetzung von Maßnahmen in der Optimierung der materialkostenorientierten Perspektive eingesetzt werden.
  • Die materialkostenorientierte Perspektive: Die Optimierung in der materialkostenorientierten Perspektive basiert auf der Gestaltung differenzierter Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen. Durch eine langfristige Ausrichtung der Strukturen an Prinzipien der vertrauensvollen Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Nutzung der Wettbewerbskonstellationen können Einsparpotenziale genutzt werden. Mit den Funktionsbereichen Produktion, Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung, Logistik, dem Einkauf und den Lieferanten sind auf Materialgruppenbasis Ansätze zur Senkung der Total-Cost-of-Ownership zu erarbeiten. Zielsetzung ist es, für unterschiedliche Material- und Lieferantengruppen die jeweils effizienteste Abwicklungsstruktur mit differenzierten Kooperationsintensitäten einzusetzen. Ansatzpunkte zur Senkung der Materialeinstandskosten werden bereichsübergreifend erarbeitet und mit definierten Zeitplänen, Verantwortlichen, Projektteams und Potenzialwirksamkeiten sowie Risikostrukturen hinterlegt. Durch die bereichsübergreifende Diskussion von Ansatzpunkten entsteht die Möglichkeit der systematischen Erarbeitung von mittel- und langfristigen Optimierungen im Produkt- und Entwicklungsbereich bezüglich konstruktiven Änderungen, einer Erhöhung der Gleichteileverwendung sowie wesentlichen Produktvereinfachungen. Voraussetzung zur Erreichung dieser Ziele sind dabei eine intensive Nutzung des bereichsübergreifenden Know-hows, des Lieferanten Know-hows sowie die Schaffung von Problemlösungskapazitäten im Einkauf.

Ergebnisse:

Kurz- bis mittelfristig können Einsparpotenziale im Einkauf von 8-12 % erreicht werden. Zusätzlich führt die bereichsübergreifende Zusammenarbeit in Materialgruppenteams zu einer nachhaltigen Verbesserung der Problemlösungskapazitäten. Zusammenhänge in der Zusammensetzung der Materialeinstandskosten werden deutlich und der Einfluss der einzelnen Bereiche, insbesondere der Entwicklung, auf die Höhe der Total-Cost-of-Ownership wird den Beteiligten klar aufgezeigt. Dies führt mittel- bis langfristig zu einer engeren Zusammenarbeit zu einem frühen Zeitpunkt im Produktentstehungsprozess. Der Anteil der strategischen Einkaufstätigkeiten steigt und zusätzliche Einkaufspotenziale werden erschlossen.

Weiterführende Literatur:

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