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Fertigungsstrategien in Osteuropa - Aufarbeitung von fehlerhaften Teilen

[04.04.2006]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
Eine stark schwankende Produkt- und Prozessqualität resultierte bei einem Automobilzulieferer in einer hohen Ausfallquote in der Serienproduktion. In Verbindung mit einem relativ komplexen Produktspektrum führte dies zum einen kontinuierlich zu kurzfristigen Engpässen und Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen Bauteilen. Zum anderen fehlte es dem Unternehmen an einer effizienten und effektiven Strategie zur Aufarbeitung der anfallenden Ausfallteile was sich wiederum in einer relativ hohen Kapitalbindungsquote widerspiegelte. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen entwickelte und implementierte das TCW eine Fertigungsstrategie für fehlerhafte Teile, um beiden Herausforderungen Rechnung zu tragen.

Ausgangsituation und Zielsetzung

Mit über 900 verschiedenen Varianten, die sich aus unterschiedlichen Baureihen, Bauteilen sowie Materialarten ergeben, zeichnet sich der Standort des Zulieferunternehmens aus fertigungstechnischer Sicht durch eine relativ hohe Komplexität aus. Zusätzlich sieht sich das Unternehmen mit einer stark schwanken Produkt- und Prozessqualität konfrontiert, die sich in Form erhöhter Ausfallraten in der Produktion niederschlägt. Es ergaben sich nur schwer vorhersehbare Qualitätsschwankungen, die in der Vergangenheit immer wieder zu Lieferengpässen führten. Die schwankenden Ausfallraten in Verbindung mit einer unzureichenden Strategie zur Wiederaufarbeitung der ausgefallenen Teile führten zu hohen Beständen an Reparaturteilen. Wechselnde Kundenanforderungen und damit verbundene Ausläufe einzelner Varianten konnten nicht frühzeitig und umfassend genug in der Fertigungsstrategie berücksichtigt werden.

Vorgehensweise

Grundsätzlich ließen sich für die Aufarbeitung der Reparaturbestände drei verschiedene Strategien definieren. Es bot sich die Möglichkeit, die Reparaturbestände primär für das Auffüllen von kurzfristigen Produktionsausfällen zu verwenden. Diese Strategie war die vorherrschende Arbeitsweise und führte in Konsequenz zu einer wenig konstanten Auslastung und damit relativ niedrigen Planbarkeit und Produktivität in der Reparaturstation. Die zweite Alternative stellte die Erstellung einer konstanten wöchentlichen Vorgabe für die Reparaturstation auf Basis der Bestandssituation in der Reparaturstation dar. Als zielführende Strategie wurde schließlich eine Methodik erarbeitet, die die beiden vorher genannten Ansätze kombiniert. Es wird eine feste wöchentliche Produktionsvorgabe für die Reparaturstation erstellt, die mit den lang- sowie kurzfristigen Bedarfen der Produktion synchronisiert wird. Bauteile, die in sehr hoher Anzahl auf Bestand liegen, werden dabei konstant in der Vorgabe berücksichtigt, kurzfristige Bedarfe der Produktion werden wöchentlich aktualisiert berücksichtigt. Darüber hinaus werden auslaufende Baureihen kapazitiv frühzeitig in der Wochenvorgabe berücksichtigt, um einen fristgerechten Abbau der Reparaturbestände zu gewährleisten. Insbesondere müssen hier die zukünftigen Ausfälle bis zum Zeitpunkt des Auslaufs approximativ in die Planung integriert werden.

Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Akzeptanz des Konzepts stellt das Wiedereinsteuern der reparierten Bauteile auf der Wertschöpfungsstufe dar, auf der sie zuvor ausgefallen sind. Die Reparaturstation bessert die fehlerhaften Stellen derart aus, dass sich das Bauteil nach der Reparatur für die Produktion in einem vergleichbaren Veredelungszustand befindet wie ein Serienteil. Dadurch wird gewährleistet, dass die Bearbeitung von Reparaturteilen für die Produktion mit einem möglichst geringen zusätzlichen Aufwand verbunden ist. Um eine optimale Bearbeitung zu gewährleisten ist es weiterhin wichtig, verwendete Bearbeitungsverfahren sowie Maschinen und Hilfsstoffe zwischen Produktion und Reparaturabteilung aufeinander abzustimmen.

Ergebnisse

Insgesamt konnten in der Reparaturstation durch die Umsetzung der detaillierten wöchentlichen Vorgabe die Bestände reduziert sowie die Produktivität deutlich gesteigert werden. Konkret bedeutet dies:

  • Abbau der Bestände,
  • Steigerung der Produktivität um annähernd 50% und
  • Erhöhung des First-Pass-Yield für Reparaturteile in der Produktion.

Weiterführende Links

Weiterführende Literatur:

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