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Financial Modeling für Private Equity Unternehmen

[23.10.2007]

Foto: yoshitaka / fotolia.com
Unternehmenstransaktionen streben nach dem jähen Abschwung zu Beginn des neuen Jahrtausends, ausgelöst durch den Börsencrash der New Economy, wieder neuen Höhen entgegen. Dabei haben Transaktionen nicht nur im globalen Umfeld Hochkonjunktur sondern auch in Deutschland, welches weltweit den viert größten Transaktionsmarkt darstellt. 1500 Transaktionen im Jahr 2006 mit deutscher Beteiligung belegen diesen Trend eindeutig.
So groß die Chancen bei Unternehmenstransaktionen auch sind, so hoch sind auch die damit verbundenen Risiken. Gründe für Misserfolge liegen häufig in der inhärenten Komplexität einer Transaktion. Aber auch emotionale Gründe des Akquisiteurs, der den Wunsch nach Größe über rationale Entscheidungen stellt, sind für das Scheitern von Unternehmenstransaktionen verantwortlich. Um unternehmens- und branchenspezifische Risiken und Chancen zu identifizieren, ist es erforderlich, bereits im Vorfeld der Transaktion eine Bewertung der Unternehmenssituation vorzunehmen. Dies zeigt sich auch in der folgenden Fallstudie:

Fallstudie

Ein international tätiger Finanzinvestor plant den Kauf eines Unternehmens für Spezialfahrzeuge. Um sich ein umfassendes Bild über spezifische Chancen und Risiken des Kaufobjektes unter Berücksichtigung verschiedener strategischer Optionen zu erarbeiten, beauftragt der Investor TCW, um Unternehmens- und Branchenexpertise zur Unterstützung der Kaufpreisermittlung einzubringen. Es soll ein Kalkulationsmodell zur Übertragung von Best Practice Lösungen innerhalb der Branche erstellt und deren Anwendbarkeit auf das zu betrachtende Unternehmen bewertet werden. Ferner ist die damit verbundene Ergebniswirkung (EBITA) abzuschätzen. Aus dem Kalkulationsmodell soll TCW dann konkrete Schwerpunktthemen für die Due Diligence ableiten und diese Themenfelder während der Due Diligence verantworten und verproben. Diese Zielsetzung erfordert, dass Möglichkeiten der methodischen Potenzialrealisierung innerhalb der strategischen Optionen so früh wie möglich aufzuzeigen sind.

Vorgehensweise

Um einen Überblick über aktuelle Trends innerhalb der Branche und des zu betrachtenden Unternehmens zu erhalten, werden öffentlich verfügbare Informationen ausgewertet und die Erkenntnisse der von TCW durchgeführten Benchmarks konsolidiert. Die TCW-Benchmarks liefern eine breite Basis bzgl. der Vergleichbarkeit der Unternehmen, des inhaltlichen Untersuchungsgegenstands (Einkauf, Entwicklung und Maunfacturing Footprint) und der Kostenbasis (Material- und Personalkosten). Die Datenbasis bezieht sich auf Forschungs- und Industrieprojekte vergleichbarer Unternehmen und Branchen und ermöglicht die Ableitung erster Potenzialhebel und von Best Practice Lösungen. Die Übertragbarkeit identifizierter Potenzialquellen auf den Betrachtungsgegenstand wird verprobt und in ein Finanzmodell integriert. Außerdem wird geprüft, inwiefern das untersuchte Unternehmen bereits Projekte in den untersuchten Bereichen angestoßen hat und wie erfolgreich diese Projekte waren. Hieraus resultiert ein hypothesengetriebener Projektreifegrad, der in die Bewertungsmethode einfließt. Weitere Potenzialhebel die sich in vergleichbaren Unternehmen ergeben haben, werden ebenfalls hinsichtlich ihrer Höhe, Realisierungswahrscheinlichkeit, Kosten und Amortisationszeit berücksichtigt. Bspw. wird der Manufacturing Footprint auf Rationalisierungspotenzial untersucht und bewertet. Hierfür ist der Einsatz des TCW-Standardortplanungstools sehr wertvoll, da sämtliche Optionen der Standortgestaltung auf Basis der vorliegenden Daten kalkuliert werden können. Die aggregierten Ergebnisse des Kalkulationsmodells ermöglichen eine erste Indikation zur Kaufpreisermittlung. Zudem werden durch das Financial Modeling Schwerpunkte für die folgende Due Diligence gesetzt.

Im Zuge der Operational Due Diligence unterstützt TCW den Investor. Im Bereich Einkauf bspw. wird sowohl die Kosten- als auch die Leistungsseite systematisch durchleuchtet. Im Arbeitspaket „Basic Purchasing" werden durch Bündelung, Lieferantenmanagement und Global Sourcing Ansätze zur Kostensenkung identifiziert. Durch „Advanced Purchasing" werden Abschätzungen über die Auswirkung innovativer Methoden der Produktgestaltung und deren Auswirkung auf den Einkauf vorgenommen. Hierzu gehören Konzepte wie Produktordnungssysteme und Produktkliniken, sowie Gleichteile- und Standardisierungsstrategien. Um die Realisierung des Potenzials sicherzustellen wird der Methodeneinsatz spezifiziert, erforderliche Investitionen aufgezeigt und die Amortisationszeit im Rahmen des Finanzmodells abgeschätzt. Die Werte des Modells fließen direkt in die Kaufpreisermittlung des Investors ein.

Ergebnisse

Für die unterschiedlichen strategischen Optionen ergeben sich Kostensenkungs­potenziale von insgesamt über 10% der zugrunde liegenden Kostenbasis. Ein Maßnahmen- und Zeitplan zur Realisierung der Potenziale liegt ebenfalls vor, so dass die Verkäufer die Implikationen aller strategischen und operativen Verbesserungsmaßnahmen nachvollziehen und bewerten können.

Weiterführende Literatur

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