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Integration nachhaltiger Innovationsprojekte

[20.01.2014]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Gängige Methoden und Instrumente der Innovationsbewertung fokussieren in erster Linie den zukünftig prognostizierten monetären Nutzen einer Idee oder Innovation. Eine Dimension, die dabei außer Acht gelassen wird, ist die Nachhaltigkeit. Dabei birgt eine nachhaltige Ausrichtung erhebliches Nutzenpotenzial für Unternehmen. Insbesondere bei der Gestaltung von Innovationen führen nachhaltige Elemente zu fortwährendem Markterfolg. Es stellt sich daher die Frage, wie die Nachhaltigkeit in die Bewertung und Gestaltung von Innovationen integriert werden kann.

TCW-Innovationscheck bei einem weltweit operierenden Pumpenhersteller

Zielsetzung war die Identifikation und die Schaffung von Transparenz hinsichtlich der Verbesserungspotenziale im Innovationsmanagement, die Erarbeitung von Lösungsansätzen zur Verbesserung des Innovationsmanagements sowie der Entwurf eines Umsetzungsvorschlags für die identifizierten Ansatzpunkte. Die Teilnehmer am Innovationsaudit-Workshop waren ein interdisziplinäres Team bestehend aus Mitarbeitern von Produktmanagement, Materialmanagement, Entwicklung und Konstruktion sowie den Moderatoren des TCW.

Das Vorgehen umfasste folgende Schwerpunkte: Durchführung der Online-Selbstanalyse, Auswertung und Vorstellung der Ergebnisse, Sammlung und Strukturierung von Problemfeldern, Ableitung von Ansatzpunkten, Beschreibung der Ansatzpunkte (Problemstellung, Zielsetzung, Team sowie weiteres Vorgehen) und Erstellung eines Zeit- und Maßnahmenplans.

Als Ergebnis lässt sich zusammenfassen, dass speziell durch den gezielten Methodeneinsatz in der Entwicklung, durch die Ergänzung des Knowledge-Management, systematische Marktbearbeitung auf Kunden- und Lieferantenseite, Verbesserung interner Produktentstehungs- und Anlaufprozesse sowie Förderung der Qualifikation der Mitarbeiter, Optimierungspotenziale bei dem untersuchten Pumpenhersteller zu erschließen waren.

Nachhaltigkeit als wertvolle Betrachtungsebene

Mittel- oder langfristiger Erfolg von Innovationen lässt sich nicht mehr rein durch monetäre und technische Gesichtspunkte betrachten. Innovationen müssen nicht zwangsweise einen direkten monetären Mehrwert generieren, um für eine Organisation von Nutzen zu sein. Verbessert eine Innovation die Dimensionen des Nachhaltigkeitsdreiecks (siehe Abb. 1) kann auch das Unternehmen davon profitieren, denn Nachhaltigkeit entwickelt sich mehr und mehr zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.


Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist Ausgangspunkt eines konzeptionellen Ansatzes zur Lösung globaler, sozialer und ökologischer Probleme. Nachhaltige Entwicklung zielt dabei aus ökonomischer Sicht auf die Sicherung der Lebens- und Produktionsgrundlagen ab. Grundsätzlich wird dabei zwischen starker und schwacher Nachhaltigkeit unterschieden. Während die schwache Nachhaltigkeit davon ausgeht, dass der Verbrauch einer ökologischen oder sozialen Ressource durch eine andere ausgeglichen werden kann, ist nach dem Verständnis der starken Nachhaltigkeit ein Verzicht (Suffizienz) nötig, um die Forderung der Nachhaltigkeit zu erfüllen.

Die ökologische Nachhaltigkeit zielt somit auf die Erhaltung des ökologischen Systems, bzw. des ökologischen Kapitalstocks ab, da das Ökosystem die Lebensgrundlage aller menschlichen Aktivitäten bildet. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wann das Nutzenmaximum erreicht ist und wie Unternehmen die durch ihre Aktivitäten verursachte Umweltverschmutzung reduzieren können. Ebenso gilt das Nachhaltigkeitsprinzip für den Umgang mit erneuerbaren Ressourcen. Das bedeutet Ressourcen nur in einem Umfang zu verbrauchen, in dem auch eine Regeneration möglich ist.

Aus Sicht der sozialen Nachhaltigkeit spricht man dabei vom Erhalt des Sozialkapitals. Dieses Sozialkapital bezeichnet dabei den Bestand an sozialen Netzwerken, Vertrauen und kooperationsfördernden Werten und Normen einer Gesellschaft. Sozial nachhaltiges Engagement von Unternehmen kann einen sehr breiten Rahmen abdecken. Es reicht von der Förderung der eigenen Mitarbeiter über die Wahrung ethischer Unternehmensgrundsätze bis hin zur positiven Beeinflussung des Gemeinwesens.

Grundsätzlich zielt die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit auf die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Lebensqualität im Zeitverlauf ab. Auf das Unternehmen projiziert bedeutet das, die langfristige Existenz zu sichern sowie die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit zu verfolgen.

Bewertung nachhaltiger Innovationen

Als Rahmen für die Bewertung nachhaltiger Innovationen eignet sich die Struktur der Nutzwertanalyse. Diese Methodik ermöglicht es, ein Projekt aus mehreren komplexen Sichtweisen zu beurteilen und hinsichtlich einer Vielzahl von gewichteten Kriterien zu bewerten. Die Nutzwertanalyse erfolgt in fünf aufeinanderfolgenden Schritten:

  1. Einengung des Entscheidungsraums
    Im ersten Schritt wird die meist sehr große Anzahl an Ideen reduziert. Dadurch lässt sich vermeiden, dass unnötig personelle und zeitliche Ressourcen zur Bewertung von Ideen verschwendet werden, die auch nach Berücksichtigung aller Möglichkeiten keine Realisierungschance besitzen.
  2. Auswahl der Zielkriterien und Festlegung der Gewichtung
    In diesem Schritt erfolgt die spezifische Bewertung der Nachhaltigkeit. Neben den typischen wirtschaftlichen und technischen Zielkriterien wird die Bewertung nun um die Dimensionen der Nachhaltigkeit erweitert. Die Anzahl der Zielkriterien sollte dennoch nicht zu groß werden, da die Beurteilung sonst relativ komplex und unübersichtlich wird. Eine Auswahl an möglichen Bewertungskriterien findet sich in Abbildung 2.

  3. Ermittlung der Zielbeiträge
    Im dritten Schritt werden die Zielbeiträge der alternativen Ideen und Innovationen ermittelt. Die Zielbeiträge können sowohl qualitativ (z.B. Bedienbarkeit) als auch quantitativ (z.B. Herstellkosten) sein. Insbesondere bei der qualitativen Bewertung ist es notwendig, subjektive Einschätzungen so weit wie möglich zu vermeiden, um das Ergebnis der Analyse nicht zu verzerren. Eine beispielhafte Ermittlung von Zielbeiträgen ist in Abbildung 3 verdeutlicht.

  4. Transformieren der Zielbeiträge in einheitliche Zielwerte
    Da die im dritten Schritt ermittelten Zielbeiträge nicht ohne Weiteres verglichen werden können, müssen diese der jeweiligen Alternative mittels einer Nutzenfunktion in sogenannte „Zielwerte“ transformiert werden. Als Grundlage für die Umwandlung dient in der Regel eine dimensionslose Punkteskala. Die Zuordnung des jeweiligen Zielbeitrags zu einem bestimmten Zielwert erfolgt dabei aufgrund der subjektiven Einschätzung des Bewertenden.
  5. Ermittlung der Nutzwerte für jede Alternative und Auswahl der Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzenwert
    Im letzten Schritt der Nutzwertanalyse werden die Zielwerte mit den jeweiligen Zielgewichten multipliziert und dadurch in die finalen Nutzwerte transformiert. Durch die spaltenweise Addition der Nutzenwerte jeder Alternative wird der Gesamtnutzenwert errechnet. Die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzenwert kann im Anschluss ausgewählt werden.

Erzielbare Verbesserungen

  • Nachhaltige Bewertung und Auswahl von Innovationen
  • Langfristige Kundenbindung durch Imagegewinn
  • Optimierung der F&E-Aktivitäten
  • Implementierung zukunftsträchtiger Perspektiven in den Produktentstehungsprozess
  • Kostenreduzierung

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