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IT-Tool zur Wirtschaftlichkeitsberechnung von erneuerbaren Energien in Schwellenländern

[26.08.2011]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Der Markt für erneuerbare Energien bietet enorme Absatzpotenziale, gerade in Schwellenländern wie Indien. Das Potenzial alleine garantiert jedoch nicht auch den wirtschaftlichen Erfolg. KMU planen ihren Markteintritt meist nicht systematisch strategisch, sondern werden über konkrete Projektanfragen das erste Mal mit einem möglichen Markteintritt konfrontiert. Die Bewertung dieser Projektanfragen ist daher ein Meilenstein und bildet die Basis für einen erfolgreichen Markteintritt. Das von TCW entwickelte IT-Tool ermöglicht die Berechnung und Bewertung von Projektvorhaben in Schwellenländern wie Indien.

Diese Business-Case-Kalkulation ermöglicht, die Cash-Flow-Potenziale und die Levelized Cost of Energy (LCOE) eines konkreten Projektvorhabens zu ermitteln und mit anderen Projekten zu vergleichen. Die LCOE‘s werden aus den gesamten Kosten und der gesamten Stromerzeugung über die Lebensdauer ermittelt sowie den Einspeisetarifen gegenübergestellt. Sie erlauben den direkten Vergleich verschiedener Planungsvarianten und verschiedener Energieträger. Die Kalkulation gliedert sich in die Definition der Daten für die zu bewertende(n) Anlage(n), die Erfassung der aktuellen Ist-Projektkosten je zu bewertendem Standort, die Ableitung von Zielkosten, die Erfassung der gewünschten Finanzierung je zu be-wertendem Standort, die Ermittlung der möglichen Einnahmen je zu bewertendem Standort sowie Technologie und schließlich die Erarbeitung einer Wirtschaftlichkeitsanalyse.


Abbildung 1: Systematik der Wirtschaftlichkeitsberechnung mit unterschiedlichen Szenarien

  1. Die Erfassung der Anlagedaten dient der Konkretisierung des Vorhabens. Aus diesen Daten wird die Gesamtnennleistung der Anlage durch Multiplikation der Nennleistung einer Einzelanlage mit der Zahl der Einzelanlagen errechnet. Es werden mögliche Standorte für die Errichtung der Anlage erfasst und Parameter zur Verfügbarkeit der Anlage an den jeweiligen Standorten aufgenommen. Aus diesem Datensatz kann die erwartete Jahresleistung der Anlage errechnet werden.
  2. Zur Erfassung der Kostenstruktur wird zwischen Produktkosten, Projektkosten, Betriebskosten pro Jahr sowie Kosten für die Stilllegung der Anlage differenziert. Die Produktkosten sind sowohl auf Modulebene als auch detailliert auf Komponentenebene erfassbar. Der Anteil der einzelnen Kostenpositionen wie Modul- und Komponentenkosten am Gesamtprodukt wird ebenfalls angezeigt. So können die größten Hebel zur Realisierung von Einsparpotenzialen identifiziert und analysiert werden. Innerhalb der Projektkosten werden unter anderem die Werte zum Projektmanagement, der Standortwahl, zu Genehmigungen und Lizenzen erfasst.
  3. Das Tool erlaubt die Erfassung der Finanzierungsstruktur. Die ermittelten Produktkosten in Summe mit den Projektkosten bilden die Grundlage zur detaillierten Ableitung des Finanzierungsbedarfs. Das benötigte Eigenkapital wird über die geplante Eigenkapitalquote ermittelt. Ebenso kann die geplante Eigenkapitalrendite erfasst werden. Aus Eigenkapitalsumme und Eigenkapitalrendite ergeben sich die jährlichen Dividendenzahlungen, die gegebenenfalls an den Eigenkapitalgeber ausgeschüttet werden. Zugleich lässt sich das Fremdkapital bzw. subventioniertes Fremdkapital über den Anteil am Gesamtfinanzierungsbedarf ermitteln. Aus diesen Werten werden dann die Zinsraten, die Tilgung, die gesamten Zahlungen sowie die Restschuld der Finanzierung über die gesamte Projektdauer gewonnen. Die Entwicklung der Gesamtfinanzierungskosten über die Laufzeit erlaubt konkrete Aussagen über den Kostenverlauf der Investition.
  4. Basis der Einnahmenrechnung sind die jährlich erzeugte Menge an Energie und die regionsspezifischen Einspeisevergütungen. In der Berechnung werden ebenfalls die jährliche Preissteigerungsrate, die Dauer des Förderzeitraums von Subventionszahlungen, jährliche Degressionen in der Vergütung, eventuelle Erlösschmälerungen durch Durchleitungsgebühren (Wheeling) berücksichtigt. Daraus ergibt sich der Umsatzverlauf der Anlage über die gesamte Lebensdauer. Einnahmeneinbrüche, wie beispielsweise der Wegfall von Subventionen nach der Förderungsdauer, können frühzeitig erkannt werden.
  5. Der (Discounted) Cash-Flow und der Break-Even-Point werden errechnet. Auch die Dauer der Bauphase, der Zeitpunkt der Inbetriebnahme und der ersten Zahlung sowie der Steuersatz und mögliche Abschreibungen werden dargestellt. Spezifische Abschreibungsregelungen können im Tool integriert werden, ebenso wie eine Dividendenausschüttung . Dies erlaubt die Ermittlung marktgerechter Preise für Produkte. Unter Berücksichtigung der Renditeziele können die Zielvorgaben für die Kostengestaltung innovativer Produkte im Bereich erneuerbare Energien abgeleitet werden. Diese lassen sich über Technologien und Standorte hinweg vergleichen.
  6. Das Ergebnis bildet eine Management Summary. Diese stellt die kumulierten Investitionskosten als auch den kumulierten Cash-Flow nach unterschiedlichen Laufzeiten dar. Zusätzlich werden die Levelized Cost of Energy (LCOE) der unterschiedlichen Planungsvarianten errechnet, die die Kosten der Energieerzeugung direkt mit anderen Energieträgern vergleichbar macht. Aus dem Vergleich von LCOE und Einspeisevergütung ergibt sich direkt das Gewinnpotenzial der Anlage pro kWh. Berechnungsgrundlage ist die in Phase 5 durchgeführte Cash-Flow-Analyse. Die Szenarien für die verschiedenen Standorte oder Technologien werden abgebildet.

Ergebnisse

Unternehmensspezifische Normstrategien, mögliche Geschäftsstrategien, Kundenanforderungen (Produktdesign), der erreichbare Cash-Flow und bestehende Risiken werden aufgezeigt. Diese sind sowohl von der durchgeführten Unternehmensanalyse als auch vom erwarteten Cash-Flow abhängig. Zudem werden allgemeine Empfehlungen für einen Markteintritt, wie beispielsweise zu beachtende Markteintrittsbarrieren dargestellt. Do’s und Don’ts werden aufgezeigt. Ebenso werden dabei Aspekte des Know-how-Schutzes berücksichtigt.


Abbildung 2: Betrachtung des Cash-Flow innerhalb der Business Care Kalkulation des IT-Tools

Die Umsetzungsplanung dient als Leitfaden für die Erarbeitung eines Soll-Konzeptes zur Markterschließung im Zielland. Sie beinhaltet eine konkrete Projektplanung, die Festlegung der konkreten Zielsetzung und Meilensteine, die Festlegung der Merkmale des durchzuführenden Markterschließungsprojekts, die Festlegung des Standorts, die Identifizierung möglicher Projektpartner und Akteure, die Festlegung der Leistungsumfänge je Beteiligten und die Bestimmung des Umsetzungszeitplans und der Verantwortlichkeiten. Im Ergebnis liegen ein Rahmenkonzept und detaillierter Umsetzungsplan, mögliche Projektpartner und definierte Leistungsumfänge vor.

Fallstudie

Das Leistungsspektrum des Unternehmen bezieht sich auf die Lieferung und den Betrieb der Windenergieanlagen (hybrid). Der Innovationsgrad ist im Branchenvergleich als hoch einzustufen. Das Unternehmen verfügt über ein Netzwerk internationaler Standorte und ist auch bereits in anderen Schwellenländern aktiv, weißt folglich eine hohe interkulturelle Kompetenz auf. Zudem kann das Unternehmen auf umfangreiche finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen zurückgreifen, sodass die Risikotragfähigkeit als hoch angesehen werden kann.

Geplant ist die Lieferung von kompletten Windanlagen für den Bau eines neuen Onshore-Windparks im Umfang von 2,5 MW in Indien. Der geeignete Standort ist auszuwählen, Kundenanforderungen abzuleiten und eine Potenzialabschätzung vorzunehmen.

Ergebnisse der durchgeführten Business Case Kalkulation zeigen, dass der Break-Even-Point bereits nach etwa 3 Jahren erreicht wird. Über die Laufzeit von 20 Jahren ergibt sich ein kumulierter Cash-Flow von ca. 400 Mio. EUR. Die Berechnung verschiedener Szenarien zeigt, dass sich sowohl der Bundesstaat Karnataka als auch verschiedene Standorte in Andhra Pra-desh für die geplante Anlage besonders eignen. Ein Standort in der Nähe von Hyderabad stellte sich dabei als besonders Erfolg versprechend und heraus. In Andhra Pradesh be-stehen Wheelinggebühren für Netzdurchleitung von 2 % der eingespeisten Energie. Ban-king ist für 12 Monate möglich. Die Vergütung liegt bei 2,25 Rs. Kapitalsubventionen bestehen in Höhe von 20 % der Investitionskosten (max. 2,5 Mill. Rs.)

Im Rahmen der Umsetzungsplanung wurde ein konkreter Projektplan erstellt. Meilensteine der Projektdurchführung wurden definiert, möglicher Projektpartner identifiziert und die Leistungsumfänge der Beteiligten verhandelt.

Beratungsprodukte

Weiterführende Literatur zum Thema Komplexität

 

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