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Kurze Entwicklungszeiten als entscheidender Wettbewerbsfaktor

[14.04.2003]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Der steigende Wettbewerbsdruck, der Wandel von Verkäufer- zu Käufermärkten sowie die Globalisierung von Wettbewerbsstrukturen machen die Entwicklungszeit neuer Produkte zu einer entscheidenden Determinante für den Unternehmenserfolg. Der Erfolg eines Produktes wird in zunehmendem Maße nicht mehr nur durch Kosten, Leistungsmerkmale und Qualität bestimmt, sondern hängt auch ganz wesentlich von der richtigen zeitlichen Platzierung am Markt ab. Neue Lösungsansätze hierzu wurden zusammen mit Unternehmen in einem 3-jährigen Forschungs­projekt erarbeitet und im TCW-report veröffentlicht.

Der neue TCW-report "Entwicklungszeitreduzierung - Ein Lösungsansatz zur Beschleunigung von Entwicklungsprozessen" fasst die Ergebnisse des Forschungsprojekts PROGRESS "Beschleunigte Entwicklungsprozesse in der Elektronikindustrie" zusammen und stellt neuartige prozess­organisatorische und physikalisch-technische Ansätze vor, mit denen die Entwicklungszeit in Unternehmen der Elektronikbranche erheblich reduziert werden konnte.

Für die Prognose von Entwicklungszeiten wird ein Vorhersagemodells vorgestellt, das eine Abschätzung der Auswirkung einzelner Faktoren auf die Dauer von Entwicklungsprojekten ermöglicht. Dies erlaubt eine zielgerichtete und rechtzeitige Definition von Maßnahmen zur Projektbeschleunigung. Der wesentliche Hebel liegt hierbei in einer verbesserten Ressourcen­allokation. Durch Einsatz des Vorhersagemodells konnten Zeitreduktionen von bis zu 30% erreicht werden.

Zur Priorisierung von F&E-Projekten wurde zunächst ein Modell zur Bewertung von technischen und wirtschaftlichen Projektrisiken erarbeitet, aus dem Handlungsanweisungen zur selektiven Beschleunigung einzelner Projekte abgeleitet wurden. Aus der Analyse des Portfolios ergaben sich hohe Zeit- und Kapazitätspotenziale zwischen 5% und 20%. Des weiteren wurde ein Standardprozess entwickelt, der eine Übersetzung der Funktionsstruktur in die Baustruktur von Produkten und eine adäquate Schnittstellendefinition zur Nutzung von Synergiepotenzialen ermöglicht. Somit wird es möglich, entwickelte Funktionen und Komponenten mehrfach zu verwenden und dadurch Entwicklungszeit und –kapazitäten einzusparen.

Zur nachhaltigen Effizienzsteigerung wurde ein flexibler Referenzprozess erarbeitet, der eine optimierte Prozessgestaltung in Abhängigkeit von Projektverlauf und externen Rahmenbedingungen erlaubt. Der Referenzprozess basiert auf einzelnen Prozessbausteinen, die separat optimiert und für den jeweiligen F&E-Projekttyp individuell verknüpft werden können. Die Integration von Erfolgs­messung und Vorhersagemodell sowie die Abbildung durch einen werkzeugunterstützten Workflow tragen zu einer weiteren Beschleunigung der Entwicklungszeiten bei.

Die physikalisch-technologischen Ansätze wurden schwerpunktmäßig durch das Fraunhofer-Institut Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) bearbeitet. Für die Umsetzung des Referenz­prozess­modells in einen Workflow kam die Lean Integration Plattform (LIP) zur Anwendung. Dabei wurde insbesondere der Ablauf zur Entwicklung von High-Speed-Leiterplatten untersucht. Es konnten Zeitersparnisse von durchschnittlich 12% erzielt werden.

Modulare Werkzeugergänzungen, die die Entwicklung elektronischer Baugruppen unterstützen, rundeten die Ansätze zur Reduktion der Entwicklungszeit ab. Dazu zählen Analyse-Werkzeuge zur systematischen Simulation von Leitungsnetzen und vereinfachter Regelerstellung sowie die Entwicklung neuer Algorithmen und Methoden zur effektiven Behandlung von Signal-Integrity-Problemen. Abschließend werden Ansätze für ein F&E-spezifisches Change Management vorgestellt, die eine effiziente Einführung von Veränderungen in diesem Bereich ermöglichen.

Weiterführende Literatur:

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