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Levelized Cost of Mobility als anwendungsorientierte Kennzahl in der Automobilbranche

[16.06.2014]

Foto: vege - fotolia.com
Die Kennzahl Levelized Cost of Mobility (LCOM) berücksichtigt interne und externe Einflussfaktoren sowie relevante Kosten über die gesamte Lebenszyklusdauer eines Fahrzeugs. Hierzu werden in Anlehnung an die bereits existierende Kennzahl Levelized Cost of Energy (LCOE) einzelne Kostenfaktoren analysiert. Darüber hinaus werden logische Annahmen getroffen, um eine exakte sowie anwendungsorientierte Maßgröße zu bekommen. Dadurch soll eine Ver­gleich­bar­keit zwischen den verschiedenen Antriebstechnologien geschaffen und die Basis für eine strukturierte Entscheidungsfindung ermöglicht werden.

Kennzahlen als Steuerungs- und Kontrollinstrument

Kennzahlen spielen seit Jahren eine entscheidende Rolle in der betriebswirtschaftlichen Unternehmensführung, in der es aufgrund des raschen konjunkturellen Wandels und der kürzer werdenden Produktlebenszyklen zu einem verschärften Wettbewerb innerhalb der Branchen und Märkte gekommen ist. Infolgedessen ist es für Unternehmen unumgänglich, sich mit neuen, innovativen Steuerungs-, Planungs- und Koordinationsinstrumenten auseinanderzusetzen. Ein wichtiges Instrument sind Kennzahlen, die von allen Einflussgruppen, sogenannten Stakeholdern, zur Bewertung und Planung von neuen Führungsstrategien genutzt werden. Die strukturierte Gesamtheit von mehreren Kennzahlen wird Kennzahlensystem genannt. Hierbei stehen die Kennzahlen in Verbindung zueinander und beinhalten Informationen über einen oder mehrere Sachverhalte. In der Automobilindustrie werden zur Steuerung und Benchmarking von Au­to­mo­bil­her­stel­lern oft spezifische Kennzahlen der Produktion oder der Automobilindustrie verwendet. Daneben gibt es allgemeingültige betriebswirtschaftliche Kennzahlen der Kennziffern- und Finanzanalyse wie etwa Erfolgskennzahlen (z.B. EBIT, EVA), Liquiditätskennzahlen (z.B. Working Capital, Cash Ratio), Rentabilitätskennzahlen (z.B. Gesamtkapitalrentabilität, Return on Investment), Bilanzkennzahlen (z.B. Eigenkapitalquote) oder Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit (z.B. Lagerumschlaghäufigkeit). Auf die Automobilindustrie zugeschnittene Kennzahlen sind unter an­de­rem der Umsatz pro verkauftem Auto oder Mitarbeiter, die Entwicklungskosten oder das Betriebsergebnis pro verkauftem Auto, produzierte Autos je Mitarbeiter sowie das Absatzwachstum, sowohl in bestimmten Regionen als auch seit einem bestimmten Zeitpunkt.

LCOE-Kennzahl als Rahmenwerk

Die Kennzahl LCOE ermittelt den Preis einer bestimmten Energie-/Stromquelle über die gesamte Lebensdauer. Dabei stellt sie eine einfache und kostengünstige Vergleichsmöglichkeit verschiedener Techniken dar. Sie berücksichtigt unterschiedliche Investitionen, Kosten, Ergebnisstrukturen und differente Lebensdauern. Dadurch wird eine wirtschaftliche Kostenbewertung auf einem definierten energie-/stromwandelnden System durchgeführt. Hiermit können sämtliche Kosten über die gesamte Lebensdauer in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit eingeschlossen werden.


Die Stellgrößen der Kennzahl LCOE sind im Zähler die CAPEX (Capital expenditures) andere CAPEX, welche für die Investitionsausgaben für längerfristige Anlagegüter eines Unternehmens stehen, sowie die OPEX, welche die Ausgaben für den operativen Geschäftsbetrieb charakterisieren. Der Nenner beinhaltet hingegen den Energieoutput, der über die komplette Lebensdauer der entsprechenden Technik vorliegt. Das Ziel der Kennzahl LCOE ist es, diese gezielt nachhaltig zu senken. Dabei kann einerseits die Reduzierung von Investitionen (CAPEX), anderen CAPEX mit externem Fokus sowie Betriebskosten (OPEX) forciert werden. Andererseits kann eine klar bezweckte Erhöhung des Energieoutputs, über die komplette Lebensdauer, zur Senkung des LCOEs führen. Es werden unter anderem Kosten für Investitionen, Betrieb und Wartung, weitere Kapitalkosten sowie Betriebs- und Hilfsstoffe einkalkuliert. Infolgedessen können Energie-/Stromerzeugungsalternativen mit niedrigeren Kostenstrukturen identifiziert werden. Die Betrachtung der Kostenstruktur erstreckt sich dabei über die gesamte Lebensdauer. Die Vergleichbarkeit der Energie-/Stromträger im Rahmen der LCOE hängt jedoch stark von gewissen Annahmen, Finanzierungsbedingungen und der technischen Implementierung ab, die akribisch zu identifizieren und zu detaillieren sind.

Spezifizierung der Levelized Cost of Mobility in der Automobilbranche

Angetrieben durch politische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen folgen immer mehr Automobilhersteller dem Ruf nach alternativen Antriebssystemen. Scheiterten frühere Bemühungen an technologischen Grenzen wie Reichweiten- und Sicherheitsproblemen stellt die techno-ökonomische Umsetzbarkeit die Elektromobilität heute vor Herausforderungen. Daher ist der ökonomische Aspekt zu untersuchen, wie die anfallenden Mobilitätskosten verschiedener Antriebe über den Lebenszyklus tatsächlich verteilt sind. Das Modell der LCOM ermöglicht es, eine Aufstellung aller Kosten, die während der Nutzungsdauer eines Fahrzeugs anfallen zu erstellen. Die Kosten der LCOM können in Investitionskosten, Betriebskosten und End-of-Life-Kosten unterteilt werden. Von Bedeutung sind hierbei die einzelnen kosten- und leistungsspezifischen Parameter wie bspw. Strom- bzw. Kraftstoffpreise, Steuern, Kapitalkosten oder die angenommene Fahrleistung. Die LCOM kann infolgedessen nach folgender Gleichung berechnet werden.


mit:

LCOMi =
 Levelized Cost of Mobility des Fahrzeugmodells i
IK0 =
 Investitionskosten zu Beginn der Nutzungsdauer T
BKt =
 Betriebskosten der Periode t
KEoL,T =
 End-of-Life-Kosten am Ende der Nutzungsdauer T
Fahrleistung =
 Fahrleistung über die Nutzungsdauer in km

Ergebnisse der LCOM anhand von Fallbeispielen

Neben zahlreichen Chancen und Potenzialen, welche die Elektromobilität bietet, steht diese auch vor vielen Herausforderungen. Um letztendlich den von der Bundesregierung angestrebten Pa­ra­dig­men­wech­sel zu erreichen, haben sie dafür Sorge zu tragen, dass die Kosten im ökonomischen Wettbewerb mit konventionell angetriebenen Fahrzeugen ohne jegliche Subventionen bestehen können. In der nachfolgenden Fallstudie sind über wesentliche Kostenentwicklungen, der für die Automobilbranche wichtigen Kostenkategorien, Entscheidungen getroffen und die jeweiligen Mobilitätskosten verschiedener Modelle mit Hilfe der spezifizierten Kennzahl der LCOM berechnet worden. Diese Kosten, welche im Verhältnis zur Fahrleistung stehen, ermöglichen folglich einen techno-ökonomischen Vergleich zwischen verschiedenen Mobilitätstypen und Modellen.


Zusammenfassend ist zu beobachten, dass die Lebenszykluskosten des Elektrofahrzeugs bis 2020 sinken, was überwiegend durch die angenommenen Kostendegressionen der Subs­ti­tu­tions­kom­po­nen­ten wie Batterie, Leistungselektronik und Elektromotor verursacht werden. Demgegenüber stehen steigende Betriebskosten infolge höherer Strom- und Benzinkosten. Diese sind letztlich auch der Hauptgrund, weswegen sich alternative Antriebskonzepte mittel- bis langfristig, zumindest in Ballungsräumen, aus monetärer Sicht durchsetzen werden.

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