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Mobile Fabriken - Dimensionen der Mobilität und Machbarkeitsanalyse

[07.12.2011]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com

Das Unternehmen, einer der weltweit führenden Produzenten von Anlagen, stand vor der Herausforderung seine globale Expansion voranzutreiben, um die weltweite Nachfrage zu bewältigen. Die Vision der Geschäftsleitung war es, Lösungen zu entwickeln, flexibler und schneller auf die hohe Nachfragevolatilität im Markt zu reagieren. Eine der Kernaufgaben des Projektes lag in der Entwicklung neuer zukunftsfähiger Ideen und Konzepte für Fabrikgebäude. Es wurde die Zielsetzung verfolgt, neben standardisierten, stationären Gebäudekonzepten auch mobile Fabriklösungen auf eine Machbarkeit hin zu untersuchen und zu evaluieren.

Gewandelte Herausforderungen einer globalen Fabrikplanung

Die Herausforderung, in neue globale Absatzmärkte einzutreten, warf die Frage auf, ob die Nachfrage durch lokale, stationäre Produktionsstandorte mit eigenen Lieferantennetzwerken oder durch „mobile Fabriken“ bedient werden sollte. Die Vision einer mobilen Fabrik wurde im Unternehmen von unterschiedlichsten Motivationen getrieben. Dazu gehörte das Bestreben, Neuinvestitionen in Fabrikgebäude zu reduzieren oder die Anlaufzeiten neuer Standorte zu verkürzen. Außerdem wurde diskutiert, ob mobile Fabriken für einen ersten Markteintritt oder für Testzwecke genutzt werden können, um später von einer stationären Lösung abgelöst zu werden. Weitere geäußerte Visionen lagen in der temporären Errichtung einer mobilen Fabrik als kurzfristige Kapazitätsreserve oder um spezifische Großprojekte gezielt kapazitiv zu begleiten. Die übergreifende Zielsetzung des Projektes lag in der Klärung der Fragestellung, welche Elemente einer zukünftigen Fabrik mobil sein können und welche lediglich stationär eingesetzt werden können. Als mobil deklarierte Elemente sind im Allgemeinen so zu gestalten, dass diese mit mehrfach verwendbaren Verpackungen sachgerecht verpackt und eingelagert werden können und in Hochseecontainern transportabel sind. Neben dem Transport ist auch eine einfache Identifikation, Montage und Demontage entscheidend. Da mobile Fabriklösungen meistens mit Mehraufwand verbunden sind, galt es außerdem fallspezifisch zu prüfen, ob man die höheren Kosten in Kauf nehmen wollte, um andere Zielgrößen zu verfolgen. Hierzu zählten beispielsweise die Erreichung eines schnelleren Anlaufs, die Erfüllung von Local-Content-Anforderungen, die Wiederverwendung von Gebäude­elementen und Betriebsmitteln oder die Erzielung niedrigerer Transportkosten.

Durchführung einer Machbarkeitsanalyse für eine mobile Fabrik

Auf der Basis einer Machbarkeitsanalyse wurden die Anforderungen an eine mobile Fabriklösung erarbeitet. Die Machbarkeitsanalyse gliederte sich in die drei Mobilitätsdimensionen: Gebäude, Betriebsmittel und Know-how. Nach Analyse der Gebäude wurde eine begrenzte Zahl an Elementen identifiziert, die sich für ein mobiles Konzept nutzen ließen. Bei den Produktionsgebäuden konnten die Tragwerksstruktur, das Dach und die Fassadenelemente durch eine mögliche Zeltlösung substituiert werden. Zur monetären Bewertung aktueller Zeltlösungen wurden Preisanfragen für mobile Hangarzeltlösungen an mehrere potentielle Anbieter adressiert und deren Angebote ausgewertet. Container-Lösungen für Administrationsgebäude sowie Sozialräume zählten zu den weiteren mobilen Gebäudeelementen. Diese stehen mittlerweile als Handelsware zur Verfügung. Für Fundamente, Betonböden, Innenwände, Tore und eine Vielzahl der Infrastruktureinrichtungen wurde eine Mobilität aus physischen oder wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen. Um die Betriebsmittel mobil zu gestalten, war es zwingend erforderlich, diese vorab klar zu definieren. Dies ließ sich nur verwirklichen, wenn die Fertigungs- und Montageprozesse vollumfänglich definiert waren. Kräne mussten für die Mobilität durch kostspieligere Portalkräne ersetzt werden. Der Mobilitätsdimension Know-how kam beim Konzept der „mobilen Fabrik“ eine besondere Rolle zu. Anzustreben war hierbei, Overhead- und Managementfunktionen auf ein Minimum zu beschränken und diese beim Stammwerk zu belassen. Die „mobile Fabrik“ fungierte nicht als unabhängige Fabrik, sondern als Tochterfabrik zu einem stationären Stammwerk. Hochqualifizierte und erfahrene Expatriates sollten dabei die lokale Belegschaft in der mobilen Fabrik steuern. Der Aufbau eines Pools an mobilen Expatriates sowohl von Managern als auch von Werkern stellte in diesem Zusammenhang ein Erfolg versprechendes Konzept dar.

Schaffung einer Entscheidungsgrundlage für zukünftige Fabrikplanungen

Die Analyse der Machbarkeit einer „mobilen Fabrik“ kam zum Schluss, dass sich das Unternehmen auf die Mobilitätsdimensionen Betriebsmittel und Know-how konzentrieren sollte. Eine Mobilität der eigentlichen Fabrikgebäude erwies sich unter Berücksichtigung der produktionsspezifischen Anforderungen des Unternehmens als nicht wirtschaftlich. Der mögliche Einsatz von Zeltlösungen zeigte in Summe keine Kostenvorteile. Zugleich erwiesen sich die Anlaufzeiten für mobile Zeltlösungen als nur geringfügig kürzer, da die meisten Prozessschritte bei stationären und mobilen Konzepten identisch sind. Lediglich bei der Errichtung der Gebäude wurde ein Zeitpotenzial identifiziert. Da die mobilen Fabriken jedoch für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ausgelegt wurden, war dieser Zeitvorteil als marginal zu betrachten. Signifikantere Zeitreduktionspotenziale wurden in der Optimierung der gesamten Prozesskette identifiziert. Daher empfahl es sich für das Unternehmen, sich auf gemietete Brownfield-Gebäude zu konzentrieren, diese umzubauen und lediglich die Betriebsmittel und das Know-how mobil einzusetzen. Es konnte gezeigt werden, dass mobile Fabriken sich als „Hit and run“-Lösung für einen vordefinierten Zeitraum eignen und daher Local-Content-Anforderungen nur bedingt erfüllen können. Durch die detaillierte Analyse der Dimensionen der Mobilität konnten für das Unternehmen signifikante Verbesserungspotenziale erzielt werden. Mit den Untersuchungen zur Machbarkeit einer „mobilen Fabrik“ konnte ein Referenzpunkt etabliert werden, der für sämtliche Stakeholder eine objektive Planungs- und Entscheidungsgrundlage schaffte. Zukünftige Herausforderungen für das Unternehmen wie der Eintritt in neue globale Absatzmärkte in Verbindung mit den volatilen Veränderungen des Marktumfeldes konnten mit den erarbeiteten Machbarkeitsanalysen flexibler und effizienter bewältigt werden.

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