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Optimierung der Materialkosten im Anlagenbau

[07.07.2002]

Foto: sveta / fotolia.com
Im Anlagenbau beträgt der Anteil der Materialkosten in der Regel 50-70 % der Gesamtleistung. Der Einkauf stellt damit einen bedeutenden Hebel für Kosteneinsparungen dar.

Der Anlagenbau zeichnet sich jedoch zu einem hohen Anteil durch projektspezifische Bedarfe aus. Bei einem mittelständischen Unternehmen der Fördertechnik konnte durch die Durchführung einkaufsspezifischer Teilprojekte, die im Rahmen von 4-Tage-Workshops definiert wurden, eine Reduzierung der beeinflussbaren Materialkosten um 4 % erzielt werden.

Strukturierung der Materialgruppen als Basis für den strategischen Einkauf

Um sowohl Problemstellungen als auch Lösungsansätze im Einkauf des Unternehmens strukturiert zu analysieren, wurde mit Mitarbeitern des Einkaufs sowie der angrenzenden Bereiche Auftragsabwicklung, Technik und Produktion ein 4-Tage-Workshop durchgeführt. Zu Beginn des 4-Tage-Workshops wurden die Materialgruppen strukturiert. Dies war insbesondere deshalb notwendig, da innerhalb des Unternehmens in den verschiedenen Bereichen unterschiedliche Zuordnungen stattfanden. Dadurch war ein durchgängiges Controlling nur mit erhöhtem Aufwand möglich.

Zur Abgrenzung der Materialgruppen wurden unter anderem Kriterien wie der Grad der Anpassung an die eigene Konstruktion, der Standardisierungsgrad und die Wiederbeschaffungszeit zur Bewertung herangezogen. Als Ergebnis hieraus konnten 12 Materialgruppen gebildet werden, die die Basis für den Workshop sowie die unternehmensinterne Diskussion zur einheitlichen Verwendung von Materialgruppen bildeten. Auf Basis des Beschaffungsvolumens sowie des Versorgungsrisikos der einzelnen Materialgruppen wurde ein Beschaffungsgüterportfolio erarbeitet. Hieraus lassen sich materialgruppenspezifische Handlungsempfehlungen ableiten, je nachdem, ob es sich um ein strategisches Materialien, Standard-, Kern- oder Bottleneck-Material handelt. Im Unternehmen konnten beispielsweise drei Materialgruppen als strategisches Material identifiziert werden, das aufgrund des hohen Volumens sowie des hohen Versorgungsrisikos besondere Priorität bei den Einkaufsaktivitäten bekommen muss.

4-Tage-Workshop zur Aufnahme einkaufsspezifischer Problemstellungen

Anschließend wurden im Workshop einkaufsspezifische Problemstellungen mit Hilfe einer Kartenabfrage gesammelt. Die einzelnen Probleme wurden von jedem Mitarbeiter nochmals erläutert um ein gemeinsames Verständnis der Inhalte innerhalb der Gruppe zu schaffen. Besonders häufig werden im Anlagenbau ein zu geringer Standardisierungsgrad der Materialien, ein geringer Anteil an Rahmenverträgen, eine hohe Anzahl an Schnittstellen zu angrenzenden internen und externen Bereichen, beispielsweise externe Konstruktionsbüros, sowie die nicht rechtzeitige Bereitstellung kontrollierter Konstruktionsunterlagen, genannt. Die Vielzahl von Problemstellungen wurde zu einer überschaubaren Anzahl von Themenbereichen strukturiert.

Erarbeitung von Lösungsansätzen zur Ableitung von Maßnahmen und Teilprojekten

Im folgenden Schritt wurden für die einzelnen Problemstellungen Lösungsansätze erarbeitet, beispielsweise die Festlegung kritischer Zukaufteile, die Terminüberwachung kritischer Kaufteile, Standardisierung und Bündelung von Einkaufsmaterialien. Aus der Strukturierung der Lösungsansätze ergaben sich die beiden Hauptansatzpunkte Schnittstellen- und Prozessoptimierung. Diese beiden Lösungsansätze wirkten sich auf alle 12 Materialgruppen aus und konnten auf Basis von über 40 Maßnahmen direkt umgesetzt werden. Daneben wurden weitere Teilprojekte definiert, wie beispielsweise das Lieferantenmanagment, Materialfluß/ Logistik, Einkaufscontrolling und Einkäuferschulung. Diese Teilprojekte wurden ebenfalls hinsichtlich der Verantwortlichkeiten sowie der Inhalte detailliert und auf Basis der Realisierungsdauer und des zu erwartenden Potenzials priorisiert. Hieraus ergab sich ein Zeitplan, auf dessen Basis die einzelnen Teilprojekte mit Startterminen im Zeitraum eines halben Jahres abgearbeitet werden konnten.

Erzielung von Einsparpotenzialen von 4 Prozent

Auf der Basis einer Einkaufspotenzialanalyse über alle Materialgruppen wurden durch die erarbeiteten Maßnahmen und Teilprojekte Einsparungen von 4 % der beeinflussbaren Materialkosten erreicht. Weitere Einsparpotenziale ergaben sich durch die Senkung der Prozesskosten.

Mehr zum Konzept der Einkaufspotentialanalyse:

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Literatur

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