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Signifikante Kostensenkungen durch die Produktklinik

[13.08.1999]

Foto: WavebreakmediaMicro / fotolia.com
‘Wenn wir nicht schnell die Herstellkosten um mindestens 30% senken können, muss ich einige Mitarbeiter entlassen‘ war die Aussage des Geschäftsführers eines ostdeutschen Unternehmens. Zuvor hatten Wettbewerber das hochpreisige Produktspektrum dieser Firma mit standardisierten preisgünstigen Produkten angegriffen und in kurzer Zeit beachtliche Erfolge auf dem Markt erzielt. Drei Monate später sah die Situation dank einer kurzfristig durchgeführten Produktklinik schon ganz anders aus, denn es war bereits der Prototyp eines 30% günstigeren Produktes mit gleichen und teilweise sogar besseren Eigenschaften entstanden.

Die Produktklinik - eine Keimzelle für Lernprozesse im Unternehmen Wie können Konkurrenzprodukte analysiert und die gewonnenen Erkenntnisse für Innovationen genutzt werden? Zur Beantwortung dieser Frage entwickelte Univ.-Prof. Dr. Dr. Horst Wildemann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Logistik, das Konzept der Produktklinik. Das Konzept beschleunigt innerbetriebliche Lernprozesse und wurde bereits in über 40 Unternehmen erfolgreich eingeführt. Wo immer Produkte in kurzen Zyklen erneuert werden müssen, wo immer es auf eine konsequente Kundenorientierung ankommt, sind die Entwicklungs-, Durchlauf- und Lieferzeiten kräftig zu verkürzen, die Kosten zu senken und die Varianten effektiver zu managen. Doch mit den üblichen Konzepten, die auch die Wettbewerber einsetzen, können kaum Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Erfolg haben Unternehmen, die schneller lernen als die anderen und ihre Innovationen in allen betrieblichen Bereichen rascher verwirklichen - auf der Produkt- ebenso wie auf der Prozessebene. Dabei kann industriellen Herstellern als Keimzelle der innerbetrieblichen Lernvorgänge die Produktklinik dienen. Dort werden die eigenen Produkte und Prozesse, aufbauend auf Markt-, Wettbewerbs- und Kundendaten, direkt auf physischer Basis mit denen der Marktrivalen verglichen. Die Idee der Produktklinik bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, das in den Konkurrenzprodukten gebundene Wissen über einen analytischen Prozess kennenzulernen und zu nutzen, um einen anderen Blick auf bestehende Zustände, im speziellen auf eigene Produkte und Prozesse, in Gegenüberstellung zu den Wettbewerbsprodukten zu bekommen. Das Team der Produktklinik wird so zusammengesetzt, dass die gesamte Prozesskette von der Produktdefinition bis zum Service und Recycling abgedeckt wird. Lern- und Kreativitätsmanagement mit Hilfe der Produktklinik führt zu eindrucksvollen betriebswirtschaftlichen Effekten (vgl. Abb. 1), die sich in nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen niederschlagen. Die Veränderung vorhandener Lösungen durch Adaption von erkannten Bestlösungen der Mitbewerber führte zu durchschnittlichen Kostenreduzierungen von 25%, Leistungssteigerungen von 12% und einer durchschnittlichen Reduzierung der Teileanzahl von 6%.

Abb.1: Betriebswirtschaftliche Wirkungen der Produktklinik

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