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Kanban

Die Steuerung der Produktion erfolgt bei Kanban durch die Materialversorgung entsprechend dem verbrauchsgesteuerten Pull-Prinzip. Weiterentwicklungen sind: E-Kanban, 2-Behälterkonzepte, Supermärkte oder der Heijunka-Kasten. Alle Konzepte erfordern eine systematische Auswahl und Einführung.

Herausforderung

Die Bedeutung der Wettbewerbsfaktoren Lieferzeit und Termintreue hat aufgrund des Wandels vom Käufer- zum Verkäufermarkt deutlich zugenommen. Die sich hieraus ergebenden logistischen Anforderungen für das Supply Chain Management werden durch die zunehmende Variantenvielfalt weiter verschärft. In den letzten Jahren zeigte sich, dass PPS-Systeme (Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme) und ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) oftmals nicht in der Lage sind, den tatsächlichen Kundenbedarf in Produktionsprogrammen abzubilden. Diese Systeme basieren auf einer zentralen planbezogenen Steuerungsphilosophie. Ausgehend von Prognosen erfolgen Fertigungsaufträge, die nach dem Bringprinzip („Push-Prinzip“) bearbeitet werden. Die Folge ist eine Produktion, die nicht dem tatsächlichen Kundenbedarf entspricht. Es wird auf Lager produziert und somit Bestand aufgebaut. Damit verbunden ist eine Erhöhung der Durchlaufzeit.

Das TCW Konzept

Kanban ist ein Konzept zur Steuerung der Produktion, das die Materialversorgung durch das verbrauchsgesteuerte Holprinzip („Pull“-Prinzip) realisiert. Die Produktion wird Just-in-Time durch den Verbrauch der nachgelagerten Stelle ausgelöst. Ausgangspunkt für einen Fertigungsauftrag ist somit der Kunde, die produzierte Menge entspricht der abgesetzten Menge.

Autonome Regelkreise auf Workflow-Ebene bilden das Kernelement dieser flexiblen Produktionssteuerung. Die Pull-Produktion funktioniert über eine Selbststeuerung der Mitarbeiter in der Fertigung durch klare Regeln und visuelle Anzeigen. Kanban benötigt und fördert somit eine Verhaltensänderung und Verantwortungsübertragung „nach unten“.

Produktionssteuerung nach dem Kanban-Prinzip

Wichtig für den erfolgreichen Einsatz von Kanban sind neben den klar definierten Regeln ebenso geeignete Sachmittel, um die angestrebte Selbststeuerung der Regelkreise in der Supply Chain zu verwirklichen.

Im klassischen Kanban-System stellen die Kanban-Karten das vorrangige Steuerungselement und den elementaren Informationsträger dar, welcher alle für Produktion, Lagerung, Einkauf und Transport relevanten Daten enthält. Alternativ zu der klassischen Kartensystematik lassen sich Kanban-Regelkreise auch über die zum Transport der Materialien nötigen Behälter steuern. Hierzu werden alle benötigten Informationen an den Transportbehältern – die so genannten Kanban-Behälter – selbst angebracht. Die Produktionssteuerung erfolgt durch Beobachtung der verbrauchten Behälter. Die Methodik des Signal-Kanban funktioniert ebenfalls ohne die klassischen Karten als Informationsträger. Die Steuerung erfolgt durch visuelle Überwachung definierter, minimaler Pufferbestände, welche an festgelegten Plätzen in der Nähe der Quelle gelagert werden.

Aufgrund einer relativ starken Durchdringung moderner Produktionssysteme mit Informationstechnologien ist es für Unternehmen ebenfalls wichtig, die eingeführte Kanban-Systematik in ihr PPS-System zu integrieren. Durch den Einsatz von E-Kanban kann der Einsatzbereich von Kanban-Regelkreisen erweitert werden. Selbst bei großen räumlichen Entfernungen oder einer hohen Variantenvielfalt kann diese Steuerungsphilosophie durch einen elektronischen Kanban realisiert werden. Dadurch kann Kanban auch von Unternehmen eingesetzt werden, die über weit verteilte Standorte verfügen oder auf eine Just-in-Time-Steuerung der Zulieferkette nach dem Holprinzip angewiesen sind. Durch eine elektronische Datenerfassung mittels beispielsweise Barcodes oder RFID-Technologien („Radio Frequency Identification“) können Engpässe und Probleme jederzeit ermittelt und grafisch dargestellt werden.

  • Der Kanban-Einsatzbereich wird auf Basis einer Analyse des Artikelspektrums festgelegt. Die Kanban-Fähigkeit wird anhand des Materialflusses, der Fertigungsstruktur, der Fertigungsqualität, der Vorhersagegenauigkeit sowie der Produktstruktur überprüft. Es werden geeignete Maßnahmen durchgeführt, um die Kanban-Fähigkeit weiter zu erhöhen (z.B. Produktions- oder Layoutgestaltung). Die Schnittstellen zum PPS-System werden festgelegt.
  • Die Kanban-Regelkreise werden festgelegt und geeignete Kanban-Sachmittel werden bestimmt. Die Anzahl der Kanban-Karten, Größe der Puffer etc. wird dimensioniert. Darüber hinaus wird die Kanban-Fähigkeit der Lieferanten analysiert und mit entsprechenden Maßnahmen sichergestellt.
  • Die Einführung wird organisatorisch vorbereitet, die Einführungsstrategie wird festgelegt und die Mitarbeiter werden entsprechend geschult. Bei der Einführung sind ebenso EDV-Anpassungen oder die Durchführung einer Inventur zu berücksichtigen
  • Durch die stark umsetzungsorientierte Vorgehensweise und ein spezifisches Maßnahmencontrolling wird die Nachhaltigkeit der Umsetzung sichergestellt.

Ergebnisse / Potenziale

Die Wirkungen von Kanban schlagen sich in einer Senkung des Bestands sowie einer Reduzierung der Durchlaufzeit und des Steuerungsaufwands nieder, bei einer gleichzeitigen Erhöhung von Qualität, Verfügbarkeit und Liefertreue. Die Effekte resultieren zum einen unmittelbar aus den Vorteilen des Holprinzips, zum anderen bereits aus der Schaffung der Voraussetzungen, um Kanban überhaupt einsetzen zu können.

Weiterführende Literatur zum Thema Kanban

Tools zum Thema Kanban

  • KANBAN-Dimensionierung
    Optimale Neu- oder Re-Dimensionierung von Kanban-Kreisläufen und automatisierte Berechnung von Auslegungsgrößen

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