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Produkt- und Prozessstreamlining durch Variantenbewertung mit statistischen Methoden

[26.07.2004]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
"Wir haken aber das Autojahr 2004 noch nicht ab" wird VDA-Präsident Bernd Gottschalk am 06. Juli 2004 in der FAZ zitiert. Aber er macht auch klar, dass trotz leicht ansteigender Konjunktur und gesunder Exportquoten der Automobilmarkt weiterhin stagnieren wird und der VDA seine Volumenprognose für das laufende Jahr anpassen muss. Einige Hersteller erzielen Wachstum lediglich über Nischenprodukte (Smart bei DaimlerChrysler), wogegen andere sich schon mit der Stagnation abzufinden scheinen (Standortdiskussion bei Opel). Doch es gibt Mittel und Wege um bei gegebener Produktindividualisierung eine effiziente Standardisierung und somit Wachstum zu erreichen - das Produktprogramm- und Prozessstreamlining. Das TCW hat dieses methodenübergreifende Konzept entwickelt und bereits mit unterschiedlichen Partnern in der Praxis erfolgreich getestet.

Ziel des Produktstreamlining ist die Realisierung interner Synergiequellen bei gleichzeitigem Erhalt der Produkt- und Markenindividualität vor Kunden.

Das externe Produktstreamlining konzentriert sich auf die Planung und Zusammenstellung des Produktportfolios. Eine detaillierte Analyse des Gesamtportfolios dient als Ausgangsbasis für die Vorgehensweise. Diese umfasst die Ermittlung von kundenrelevanten Merkmalen und von Überschneidungen innerhalb des Angebots. Es folgt eine dezidierte Analyse von Portfoliolücken und Substitutionseffekten. Hierzu wurde vom TCW eine Systematik entwickelt anhand derer "absolute" und "relative" Marktlücken identifiziert und deren Schließung anhand von Substitutionsberechnungen simuliert werden können. "Absolute" Lücken stellen dabei nicht realisierte Konzepte im Gesamtmarkt dar. "Relative" Lücken treten zwischen den Portfolios verschiedener Konkurrenten auf, wenn das Konzept oder Produkt nicht von allen Herstellern angeboten wird. Als Ergebnis entsteht eine portfolioorientierte Reduzierung von Varianten sowie die strategieorientierte Neukonfiguration des Gesamtportfolios. Es erfolgt eine weitestgehende Verschlankung des Angebots und eine Neuausrichtung an der Unternehmensstrategie.

Das interne Produktstreamlining basiert auf den Konzepten Produktklinik und Produktordnungssystem. Hier gilt es zum einen aus dem Wettbewerbsvergleich und aus der Kalkulation von Best-Practice-Konzepten neues Wissen zu generieren und eine Lern- und Wissensplattform zu schaffen. Die Identifikation der Variantenbestimmungsfaktoren sowie der Schnittstellen ermöglicht zum anderen eine weitere Reduzierung der Produktvarianten und damit eine (interne) Verschlankung der Produktpalette. Aufbauend auf den Erkenntnissen der Produktklinik wird im Rahmen eines Produktordnungssystems die interne Produktstruktur im Sinne von System-, Modul-, Gleichteile- oder Plattformstrategien definiert. Diese bilden ein zukunftsgerichtetes Integrationskonzept zur weiteren internen Bauteilereduzierung bei gleichbleibender oder sogar steigender externer Variantenanzahl.

Ein weiteres Mittel zur Erhöhung der Effizienz bei konstanter Effektivität nach außen ist das Prozessstreamlining, welches sich auf die Lieferantenanbindung, die generelle Prozesseffizienz sowie die Gestaltung der Distributionsprozesse bezieht. Methoden wie das Value Stream Mapping und die anschließende Optimierung der Wertschöpfungskette, Just-in-Sequence spezifische Lieferantenaudits sowie die Etablierung von Milkrun-Prozessen ermöglichen in diesem Zusammenhang die Identifikation bestehender Defizite sowie die Ableitung priorisierter Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Prozesseffizienz.

Die Praxisrelevanz von Produktklinik und Produktordnungssystemen konnte in den vergangenen Jahren bereits in über 80 Projekten nachgewiesen werden. Die Methoden des Prozessstreamlining haben sich ebenfalls bewährt, da sie zu einem Großteil aus der Logistik und dem Business Process Reengineering heraus entwickelt wurden. Im Bereich des externen Produktstreamlinings wurde untersucht, inwiefern es möglich ist, mit Hilfe statistischer Methoden Varianten zu bewerten und deren Anzahl in letzter Konsequenz zu reduzieren. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Simulation von Substitutionseffekten über die Berechnung von Euklidischen Distanzen sowie die Analyse von absoluten und relativen Portfoliolücken durchaus als Grundlage zur Verschlankung des Gesamtportfolios aber insbesondere auch zur Identifizierung neuer Suchfelder dienen kann. Die Effekte wurden für unterschiedliche Automobil-Hersteller untersucht und bestätigt.

Mit den Tools werden nicht nur interne Bemühungen zu Effizienzsteigerungen unterstützt sondern auch ergebniswirksame Effekte, selbst in gesättigten Märkten wie der Automobilbranche oder im Maschinenbau, erreicht.

Weiterführende Literatur:

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