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Das GENESIS-Projekt oder Wie sich Manager neu erfinden können

[25.03.2011]

Foto: yoshitaka / fotolia.com
Das Dilemma ist unverkennbar: Der Entwicklungsaufwand und die Entwicklungszeiten steigen, aber die Vermarktungszeiten werden immer kürzer. In dieser häufig existentiellen Klemme reicht es nicht mehr aus, darauf zu setzen, dass sich eine Organisation nach dem althergebrachten linearen Schema “Strukturänderung bewirkt Änderung des Denkens und die führt zu Verhaltensänderungen” aufstellt. Damit sind allenfalls begrenzte Erfolge erreichbar. Längerfristige Erfolge dagegen zeigen Konzepte wie die “Fabrik als Labor”, die Einrichtung von Produktkliniken oder die Modularisierung der Organisation. Diese Ansätze basieren auf der Annahme unstetiger Veränderungen - also von Quantensprüngen. Sie hinterfragen die Grundkriterien einer Organisation und antizipieren den Wandel. Sie beschränken sich nicht auf Kostensenken, sondern gehen darauf aus, diese zu vermeiden und Produkte und Prozesse aus Sicht des Kunden neu zu gestalten.

Ausgangssituation

Das Denken in Quantensprüngen setzt nicht an Soll-Ist-Abweichungen an, sondern … nun, jetzt sind wir wieder beim Thema „Lernen“ … gründet auf der Formulierung von Lernzielen, um die Geschäfte auf Kunden- und Wettbewerbsvorteile auszurichten. Lernwille und Lernfähigkeit durch Gruppenorganisation, gegenseitige Auditierung sind ebenso erforderlich wie offene Kommunikation, Umsetzungsdisziplin, Kooperation der Funktionen und Risikobereitschaft. Zur Umsetzung dieser Unternehmens-Vision dient eine strikte Geschäftsprozessorganisation, die sich am Kunden wie aber auch am Mitarbeiter orientiert. Die Qualität als Prozesseigenschaft und nicht allein als Produktmerkmal begreift. Andererseits: Um attraktiv zu sein, muss das Konzept einer lernenden Organisation Anreizsysteme für Innovationen und Freiräume zu deren Entfaltung ebenso ermöglichen wie eine sichtbare Förderung des Kreativen.

Wie soll das funktionieren? Gar noch unter Zeitdruck! Es gibt ein Programm, das die Lerngeschwindigkeit von und in Unternehmen erheblich steigert - die GENESIS-Methode. GENESIS steht für „Grundlegende Effektivitätsverbesserung nach einer Schulung in schlanker Produktion, Organisation und Beschaffung“ und bedeutet, kurz gesagt, die Verknüpfung von Perfektion und Kreativität.

Vorgehensweise

Das Konzept basiert auf der Lerntheorie und hat folgende Elemente: Um zu lernen, muss ein Delta erzeugt werden. Dies geschieht durch Benchmarking oder Willenssetzung. Das Aufzeigen einer Leistungs- oder Kostenlücke allein reicht aber nicht. Es muss analysiert werden, worauf diese Lücken zurückzuführen sind. Es ist also eine Ursachenforschung angesagt. Zur Umsetzung im eigenen Unternehmen ist eine Diskussion unter Wissenden nach dem Motto „Ich habe eine Idee, Du hast eine Idee, also haben wir zusammen zwei Ideen“ notwendig. Soche Ideen werden in einem Lernort mit strenger Zeitvorgabe zu erarbeiten sein. Der Lernprozess der Mitarbeiter – in der Regel 8 bis 12 und 2 Moderatoren – folgt der Struktur griechischer Dramen: Problemanalyse, Katastrophe bis zur Katharsis.

GENESIS hat sich bereits in der Praxis bestens bewährt. Um nur einen Parameter zu nennen: In 128 Unternehmen wurden Produktivitätssteigerungen bis zu 40 Prozent in direkten und über 60 Prozent in indirekten Bereichen realisiert. Auf der Basis von über 800 Anwendungen lässt sich feststellen, dass das Potenzial bis zu 50 % in 3 Monaten bis zu 75 % in 6 Monaten realisiert wird. Der Rest der Potenzialrealisierung hängt von Voraussetzungen ab, die erst geschaffen werden müssen.

Mit GENESIS, der Name passt bestens, können die Manager das tun, was sie in Wirklichkeit tun müssen: sich neu erfinden. “Nicht schneller und härter arbeiten, sondern anders arbeiten” – so lautet der richtige Ansatz. Um ihn zu realisieren, sind die Annahmen, die jeder Arbeit zugrunde liegen, im Dialog mit den Mitarbeitern im Rahmen von Workshops zu hinterfragen. Im Dialog! Diskussionsfähigkeit allein reicht schon lange nicht mehr aus.

Ein GENESIS-Programm stellt eine wirksame Einführungsstrategie von Lean-Prinzipien in Produktion, Organisation und Zulieferung sicher; es bewirkt bereits nach vier Tagen erkennbare Produktivitätssteigerungen. Hauptzielsetzung der Vier-Tage-Workshops ist eine fundamentale Neuausrichtung von einzelnen Abschnitten der Wertschöpfungskette und die Beseitigung jeglicher Art von Verschwendung. Typische Anzeichen für Verschwendung sind zum Beispiel Überproduktion, Bestände, Wartezeiten, Materialtransporte, fehlerhafte Produkte, überflüssige Wege der Mitarbeiter und ungenutzte Humanressourcen.

Ergebnisse

Durch das Zusammenwirken aller Beteiligten in kleinen Gruppen und in einer kommunikativen Lern- und Arbeitsatmosphäre entstehen kurzfristig realisierbare Verbesserungsvorschläge. Kurzfristig! Da die Beteiligten umgehend eine Rückkopplung über die erreichten Ergebnisse erhalten, wirkt sich dieses hochgradig motivierend für ihre weiteren Aktivitäten aus. Durch die Geschwindigkeit der Umsetzung verlieren „Kenntnisnehmer“ und „Bedeutungsträger“ in der Organisation ihre hemmende Wirkung. Letztendlich geht es darum, das gesamte Unternehmen zu einer schnell und selbstverantwortlich lernenden Organisation weiterzuentwickeln. Dies erfordert die Einbeziehung aller Mitarbeiter und Führungskräfte.

Solche Kulturveränderungsprozesse brauchen üblicherweise viel Zeit, bis sie in der Fläche greifen und wirklich Früchte tragen. Diese Zeit ist mit Blick auf den Wettbewerb jedoch meist nicht mehr vorhanden. Wichtig ist es deshalb, sofort und auf breiter Basis mit dem Lernprozess zu beginnen und ihn stufenweise fortzuführen. Ziel ist eine selbstverantwortlich lernende Organisation oder im Idealfall: ein sich permanent selbst qualifizierender Organismus.

Eine wichtige Grundvoraussetzung dafür, man kann es nicht oft genug sagen, liegt in der Sozialkompetenz von Führungskräften. Sie haben die Aufgabe, ihr gutes Beispiel wie in einer Kaskade von oben nach unten ins Unternehmen hineinzutragen. Wenn zugleich klar kommuniziert wird, dass sich ein Unternehmen zwangsläufig in einem permanenten Lernprozess befindet, werden sich Führungskräfte wie Mitarbeiter zunehmend als “Change Manager” verstehen – die Eigendynamik des Prozesses beginnt. Dazu erforderlich ist eine hohe Entscheidungskompetenz, um „Beschlusskosten“ durch Verzögerungen zu reduzieren.

Der Wunsch, alle Prozesse und Abläufe durch das Lernen vom Kunden und vom Wettbewerber zu verbessern, erfasst die gesamte Organisation. Das permanente Lernen und Verbessern wird tragender Bestandteil der Unternehmenskultur und führt von der einer angeleitet lernenden zur selbstverantwortlich lernenden Organisation. Die Lerngeschwindigkeit ist ein schwer zu imitierender Wettbewerbsfaktor und ist die beste Basis für Unternehmenserfolg durch profitables Wachstum.

Weiterführende Literatur

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