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Einführung der Prozessorientierung bei einem marktführendem Anlagenhersteller

[28.04.2004]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Die Optimierung der Geschäftsprozesse stellt seit langem eine wesentliche Zielsetzung im modernen Management dar. Allerdings sehen sich viele Unternehmen, bei denen das Projektgeschäft im Vordergrund steht, oftmals offenen Fragen im Hinblick auf die Prozessgestaltung gegenübergestellt.

Spätestens seit der Einführung von Simultaneous Engineering werden die Entwicklungsteams funktionsübergreifend besetzt. Dadurch kann eine frühzeitige Einbindung des Beschaffungsmarktes in den Produktentstehungsprozess unter Berücksichtigung von Fertigungs-, Vertriebs- und Controllingaspekten erfolgen. Häufig erfolgt aber der Austausch innerhalb eines Bereichs, z.B. der Entwicklung, nicht intensiv und zielorientiert genug. Gerade bei der Realisierung funktionsintegrierter Bauteile treten Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit auf, da sowohl auf Seiten des OEM (Original Equipment Manufacturer), als auch auf Seiten der Zulieferers eine produktfunktionsorientierte Ausrichtung besteht. Werden nun Integrationsmaßnahmen, wie z.B. die Integration eines Antriebs für die Ölpumpe, die Kühlmittelpumpe sowie für die Ausgleichswellen als Konzeptvorschlag diskutiert, ist es erforderlich, die Entwicklungsaufgaben neu abzugrenzen, da die bisher bestehende Systemgrenzen sich verändern.

Auf Seiten der Zulieferunternehmen bestehen häufig Vorbehalte, die Risiken einer neuen integralen Lösung mitzutragen. Ursache dafür ist häufig, dass Zulieferer sich auf Komponenten spezialisiert haben und die Denkweise in Modulen und Systemen noch zu wenig ausgeprägt ist. Für den Einkauf in der frühen Phase besteht in dieser Situation das Problem, überhaupt Angebote für die integrale Lösung einholen zu können, da ein Zulieferer sich z.B. nur auf Ausgleichswellen oder nur auf Kühlmittelpumpen spezialisiert hat. Die Bereitschaft, innovative Wege mitzugehen, ist häufig nur begrenzt ausgeprägt. Dem Einkauf bleibt in diesem Fall häufig nur die Möglichkeit, mit einzelnen Komponentenlieferanten direkt zu verhandeln und einen Systemintegrator zu bestimmen, der die Zusammenführung und Verifikation des Gesamtsystems übernimmt.

Die Lösung des Problems besteht zum einen in der systematischen Durchführung von Konzeptworkshops mit bereichs- und produktfunktionsübergreifender Beteiligung, die als Ergebnis verschiedene Konzeptsteckbriefe liefern. Die in den Workshops diskutierten Lösungsmöglichkeiten werden im Steckbrief konkretisiert und nach Kosten und technischem Erfüllungsgrad relativ zueinander bewertet. Dabei sind in der ersten Stufe Schätzwerte mit einer Genauigkeit von +/- 10-20% ausreichend. Konzepte, die sich nur innerhalb dieses Toleranzbereichs unterscheiden, werden als gleichwertig angesehen. Für die Konzepte mit den besten Werten für Kosten und Technik wird eine Ausschreibung durchgeführt. Die an der Ausschreibung interessierten Zulieferer müssen ihren Lösungsentwurf im Rahmen einer Konzeptpräsentation vorstellen. Das von den Entwicklern des OEM präferierte Konzept wird dann nochmals unter den Zulieferern ausgeschrieben, bevor die Nominierung eines Lieferanten nach unternehmensindividuellen Kriterien erfolgt.

Über die in den Konzeptworkshops erarbeiteten integralen Lösungen konnte für die betrachteten Funktionen eine Kostensenkung von über 30% erzielt werden, was den wirtschaftlichen Erfolg der neuen Motorengeneration erheblich steigern wird.

Weiterführende Literatur zu dem Themengebiet

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