^

Strategische Neuausrichtung von Presswerk und Betriebsmittelbau

[28.08.2003]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
Der verstärkte Trend zum Systemlieferanten der Automobilzulieferindustrie lässt die führenden Automobilhersteller ihre Leistungstiefe für Presswerk und Betriebsmittelbau überdenken. In Zusammenarbeit mit dem TCW wurde für einen OEM eine strategische Neuausrichtung für diesen Bereich konzipiert. Die hierfür standortübergreifenden Maßnahmen in den Bereichen Organisation, Logistik und Planung wurden festgelegt.

Ausgangssituation

Die steigende Verantwortung der Zulieferer hinsichtlich Modulen und Systemen zwingt die OEMs ihre interne Leistungstiefe zu optimieren. Eine interne, wertschöpfungskettenübergreifende Betrachtung der Fertigungstiefe muss vorgenommen werden. Dies bedeutet für das Presswerks und somit auch für den Betriebsmittelbau eine engere Einbindung in die Entwicklungs- und Einkaufsprozesse, aber auch in den Rohbau. Zum einen sollte die optimale Fertigungstiefe festgelegt werden, zum anderen muss aber auch die Beurteilungskompetenz für alle Pressteile und Werkzeuge sichergestellt werden.

Es konnten Defizite in der bereichsübergreifenden Planung und im standortübergreifenden Controlling festgestellt werden. Die Analyse der Organisationsstruktur des Bereichs zeigt Optimierungspotenziale, die sich vor allem aus den funktionalen Barrieren ergeben. Als weiterer Hebel wurden die logistischen Verflechtungen zwischen den Standorten und das Qualitätsmanagement identifiziert.

Vorgehensweise

Es wurden die Leistungstiefen und Schnittstellen der einzelnen Presswerks- und Betriebsmittelbaubereiche, sowie von Planung und Logistik analysiert. Darauf aufbauend wurde in Zusammenarbeit mit allen Bereichen eine ganzheitliche Vision konzipiert, die als Schwerpunkt die Entwicklung zum Systemanbieter und optional zum Systemeinrichter für Nischentypen beinhaltet. Ziel ist es sich als Premiumanbieter zu etablieren und eine ganzheitliche Kompetenz hinsichtlich Engineering, Planung, Werkzeug/Anlagenbau, Fertigung und Logistik aufzubauen. Diese Vision wurde in Missionen für die einzelnen Bereiche runtergebrochen.

Die Entwicklung zum Systemanbieter beinhaltet eine verstärkte Einbindung in die Bereiche Entwicklung, Planung, Einkauf und Rohbau. Um dies sicherzustellen bzw. zu verbessern, sollten Entwicklungskompetenzen in Form einer eigenen Entwicklungsabteilung aufgebaut werden. Die Zusammenarbeit mit den Abteilungen sollte frühzeitiger und in verstärkter Form stattfinden. Die Einführung eines Key-Account-Managements dient dazu jeweils eine Ansprechpartner pro Baureihe für konzerninterne sowie -externe Fragestellungen zu gewährleisten. Jeder Key-Accont-Manager übernimmt die Führung einer Projektorganisation für die jeweilige Baureihe. Diese Projektorganisation setzt sich aus Mitarbeitern von Presswerk, Betriebsmittelbau, Logistik, Planung und Qualität zusammen und sollte die interne Durchgängigkeit im Prozess sicherstellen ohne eine neue Organisationsstruktur zu finden. Eine frühzeitige Prozesseinbindungen in den gesamten Prozess des Konzerns wird auch mit Hilfe des Key-Account-Managements und der Projektorganisation sichergestellt.

Die Leistungstiefe des Presswerks wurde auf die neue Strategie abgestimmt und ein Konzept für die Fremdvergabe aufgestellt. Eine weitere Einflussgröße bei der Bestimmung der optimalen Leistungstiefe war die gewünschte Partizipation an vorhandenen Wachstumspotenzialen sowohl für Pressteile als auch für den Betriebsmittelbau. Diese Wachstumspotenziale ergeben sich auch dem Typen- und Variantenwachstum des Automobilherstellers.

Für das Presswerk beinhaltete die neue Strategie eine Verringerung der Leistungstiefe im Bereich der einfachen Pressteile und somit eine verstärkte Konzentration auf komplexe Pressteile. Die Leistungstiefe des Betriebsmittelbaus wurde darauf aufbauend auf das Leistungsspektrum des Presswerks abgestimmt. Der Betriebsmittelbau wird künftig eine Vielzahl der Werkzeuge fertigen, die im eigenen Presswerk benötigt werden. Für den Betriebsmittelbau kommt es dadurch zu einer Erhöhung der Leistungstiefe, die durch eine Optimierung der vorhandenen Kapazitäten bewältigt wird.

Des weiteren wurde sowohl für die Presswerke als auch für den Betriebsmittelbau eine Fokussierung der Standorte vorgenommen. Zum einen beinhaltet dies eine Fokussierung auf einen Standort für bestimmte Pressen und somit auch den Betriebsmittelbau dieser Pressen. Aber auch die bewusste Beibehaltung von Kompetenzen und somit Pressteile-Umfängen an mehreren Standorten war ein Ergebnis der Fokussierung.

Als weitere Punkte der Strategie sind die Steigerung der logistischen Leistung sowie die Umsetzung der digitalen Fabrik zu nennen. Hierfür wurden Maßnahmen und Umsetzungspläne aufgestellt.

Ergebnisse

Die strategische Neuausrichtung der Presswerke und des Betriebsmittelbaus wurde in Form einer gesamtheitlichen Strategie konzipiert. Durch eine Programm-Veredelung und eine Effizienzsteigerung werden die gewünschten Lerverage-Effekte im Rahmen der Strategie erreicht.

Die Programmveredelung beinhaltet eine Optimierung der Leistungstiefe, die Nutzung der Wachstumspotenziale sowie eine Entwicklung zum Systemanbieter. Eine Effizienzsteigerung wird unter anderem durch organisatorische Veränderungen umgesetzt. Die Einführung eines Key-Accont-Management und einer Projektorganisation sind hierbei zu nennen. Des weiteren wurde eine Steigerung der Effizienz durch eine frühzeitige Prozesseinbindung, eine Fokussierung der Standorte, eine Steigerung der logistischen Leistungen sowie die Umsetzung der digitalen Fabrik erreicht.

Weiterführende Literatur

VorherigeNächste