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Aufbau einer herstellerunabhängigen online Mietplattform

[17.01.2018]

Foto: Paulista - fotolia.com
Ein Erfolgsszenario der Digitalisierung: Eine herstellerunabhängige online B2B-Mietplattform revolutioniert die Baubranche. Seinen Anfang nahm das Vorhaben als ein Branchenriese das größtmögliche Bedrohungsszenario durch einen fiktiven Wettbewerber entwickelt hat. Es war so attraktiv, dass man es aller Kanibalisierungseffekte zum Trotz selbst realisieren wollte: Für die noch stark analoge Baubranche wurde eine online Mietplattform konzipiert, auf der Bauunternehmen direkt gegenseitig Maschinen vermieten und mieten können.

Den heutigen Erfolg für die Zukunft rüsten

Bei einem großen Unternehmen aus der Bau- und Baumaschinenbranche soll ein neues Geschäftsfeld erschlossen werden. Das Unternehmen war bereits Marktführer. Dennoch reifte die Einsicht, dass die Digitalisierung auch weitreichende, einschneidende Einflüsse auf die Baubranche haben wird. Die Bauindustrie besitzt derzeit einen sehr geringen Grad an Digitalisierung. Es fehlt an Automatisierung und auch die Projektplanung findet fast ausschließlich auf Papier statt.

Eigene Schwächen als Marktpotenzial einer ganzen Branche

In einem Workshop wurde zu Beginn über den Status Quo der Branche und mögliche zukünftige Veränderungen diskutiert. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus dem Management sowie Ansprechpartnern aus dem Vertrieb und Produktmanagement zusammen. Ziel des Workshops war es, einen fiktiven Wettbewerber zu konstruieren, der ohne vorhandene Branchenrestriktionen Kundenbedürfnisse bedienen könnte. Als Ergebnis resultierten folgende Angriffspunkte:

  • Sofortige Verfügbarkeit von Equipment
  • Bessere Preispolitik
  • Sehr einfache Handhabung für den Kunden
  • Kostenoptimiertes Handling

Die Diskussionen führten zu dem fiktiven Szenario, in dem Bauunternehmen in der Zukunft benötigte Baumaschinen direkt bei anderen Bauunternehmen anmieten könnten. Diese Bedrohung hätte massive Umsatzverluste des eigenen Rental Geschäftsfelds zur Folge.

Digitale, herstellerunabhängige Mietplattform als Antwort

Es wurde das Konzept einer digitalen Mietplattform erarbeitet. Um größtmöglichen Kundennutzen erreichen zu können, wurde die Mietplattform für alle Herstellermodelle geöffnet. Dieser Schritt lässt sich als „Amazonisierung“ bezeichnen. Darunter ist der Perspektivwechsel von der ursprünglichen Kernkompetenz hin zum Plattformanbieter zu verstehen. Bei der Umsetzung galt es die kaum vorhandene digitale Kompetenz der Branche, des Mietmarktes sowie des Kunden zu meistern. Dies wurde über hohen eigenen Programmieraufwand, regelmäßige Jour Fixes, Steuerkreise und transparenten Ergebnistransfer erreicht. Um den größtmöglichen Grad an Innovation zu erreichen, wurde die Ausgründung eines eigenen Start-ups angeregt. Hierfür wurde bewusst ein Standort abseits der Firmenzentrale gesucht. Damit sollte der Einfluss des Mutterkonzerns begrenzt und das Aufbrechen alter Strukturen und Denkmuster begünstigt werden. Über eine Transaktionsgebühr je Anmietung werden Einnahmen generiert. Das Leistungsangebot der Mietplattform beinhaltet einen digitalen, herstellerunabhängigen Marktplatz, Echtzeitverfügbarkeit der Maschinen für den Mieter, Geolokalisierung der eigenen Maschinen für den Vermieter sowie Organisation des Transports der Maschinen zwischen Vermieter und Mieter. Ebenso sind Payment Lösungen, Assetverwaltung und Versicherungsleistungen enthalten. Kerngedanke ist dabei ein „One-Stop-Shop“.


Die Umsetzung war regelmäßig von wiederkehrenden Diskussionen über den Ansatz einer herstellerunabhängigen Mietplattform geprägt. Seitens des Mutterkonzerns wurde dabei das Argument vorgebracht, dass man exklusive Partnerschaften mit Lieferanten durch das Vorhaben gefährden würde. Diese Befürchtung konnte jedoch mit Verweis auf die regelmäßig notwendige Disruption von Geschäftsmodellen und dem sich einstellenden Erfolg entkräftet werden. Innerhalb von drei Jahren umfasste die Mietplattform mehr als 12.000 angebotene Maschinen und Geräte und mehr als 60 vermietende Unternehmen.


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