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Business Plan und Programmplanung für neue Technologien

[28.01.2016]

Foto: Mikko Lemola - fotolia.com
Mit Hilfe einer systematischen Vorgehensweise zur Programmplanung wurden neue Technologien im Bereich Energiemanagement bewertet. Dabei wurde der mögliche Einsatz der Technologien in unterschiedlichen Anwendungen und Marktsegmenten aus markt-, kundenspezifischer, technischer und unternehmensinterner Perspektive analysiert. Auf Basis dieser Bewertung wurde ein Business Plan erstellt, der der Unternehmensführung als Entscheidungsgrundlage zum Ausbau des neuen Geschäftsfeldes diente.

Ausgangssituation und Zielsetzung

Im Rahmen der Energiewende in Deutschland, aber selbstverständlich auch in zahlreichen anderen Regionen der Welt, unterliegen die Stromnetze (Einspeisung, Transport, Verteilung und Nutzung) grundlegenden Veränderungen. Insbesondere die zunehmende Einspeisung dezentraler Energiequellen aus z.B. Windkraft- und Solarenergie erfordert ein modernes und flexibles Energiemanagement. Moderne Leistungselektronik bietet hierbei Möglichkeiten, die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit durch vielfältige Anwendungen zu optimieren. Dabei ist der Einsatz komplexer Leistungselektronik zur intelligenten Steuerung der Stromnetze erforderlich („Smart Grid“).

Doch welche Anwendungen in welchen Marktsegmenten bzw. Branchen haben in Zukunft gute Erfolgsaussichten? Welche leistungselektronischen Funktionalitäten werden dabei jeweils benötigt? Wie kann das aktuelle Produktprogramm des Unternehmens hinsichtlich dieser neuen Anwendungen erweitert bzw. angepasst werden? Und wie können potenzielle Kunden von den Vorteilen und der Wirtschaftlichkeit leistungselektronischer Anwendungen überzeugt werden, obwohl in vielen Fällen diese bisher gar nicht benötigt wurden?


Die Beantwortung solcher Fragestellungen ist nicht einfach und erfordert eine Abwägung vielfältiger Aspekte aus unterschiedlichen Perspektiven. Ziel des Projektes war es daher, unterschiedliche Anwendungen wie z.B. Frequenzregulierung oder Spitzenlastmanagement in verschiedenen Marktsegmenten und Regionen zu identifizieren und systematisch zu bewerten. Als Ergebnis sollte ein Business Plan als Entscheidungsgrundlage für die Unternehmensführung erstellt werden. Dies sollte der Neuausrichtung der Programmplanung für die Technologien und Anwendungen im Untersuchungsbereich dienen.

Vorgehensweise und Fallstudie

Mit Hilfe einer strukturierten Bewertungssystematik für neue Technologien im Bereich Energiemanagement wurde das zu betrachtende Geschäftsfeld des Unternehmens analysiert. Dabei wurde folgende Vorgehensweise zur Programmplanung angewendet:

  • Festlegung des relevanten Untersuchungsbereichs und der zu betrachtenden Technologien und Produkte;
  • Analyse und Beschreibung möglicher leistungselektronischer Anwendungen in verschiedenen Marktsegmenten;
  • Erarbeitung und Gewichtung relevanter Bewertungskriterien;
  • Systematische Bewertung, Priorisierung und Auswahl vielversprechender Technologien und leistungselektronischer Anwendungen für intelligente Stromnetze;
  • Ausarbeitung eines Business Plans und Ableitung von Handlungsempfehlungen für die ausgewählten Anwendungen.

Bei der Analyse möglicher Technologien und Anwendungen wurden neben Expertengesprächen (unternehmensintern und -extern) auch eine umfassende Markt- und Wettbewerbsanalyse durchgeführt sowie zahlreiche Marktstudien aus dem Bereich Energiemanagement ausgewertet. Nicht zuletzt half ein intensives Messeaudit, Marktrends bei den Technologien und Anwendungen von Leistungselektronik in Stromnetzen zu identifizieren sowie die Positionen von Wettbewerbern zu bewerten. Etwa 300 denkbare Applikationen (inkl. ähnlicher Funktionalitäten in unterschiedlichen Marktsegmenten und regionaler Unterschiede) wurden systematisch aus technischer, unternehmensinterner, Markt- und Kunden-Perspektive charakterisiert.

Eine große Herausforderung lag z.B. darin, existierende Marktzahlen auf ein sehr detailliertes Niveau einzelner Anwendungen in bestimmten Marktsegmenten herunter zu brechen, um eine valide Zukunftsperspektive abschätzen zu können. Im nächsten Schritt wurden relevante Bewertungskriterien für alle Anwendungen ausgearbeitet und mit Gewichtungsfaktoren hinterlegt, um eine einheitliche Bewertung vornehmen zu können. Einem (gut) möglichen Kunden-/ Marktzugang wurde beispielsweise mehr Bedeutung eingeräumt als der aktuellen Profitabilität einzelner Anwendungen, um zukunftsfähige Richtungen für das neue Geschäftsfeld aufzuspüren. In mehreren interdisziplinären Expertenworkshops wurden alle Technologien und Anwendungen durchgesprochen und bewertet. Auf diese Weise konnten aus der Vielzahl betrachteter Anwendungen etwa 30 herausgefiltert werden, die sich als besonders attraktiv für das Unternehmen herauskristallisierten. Für diese Auswahl wurde schließlich ein Business Plan erstellt sowie konkrete Handlungsempfehlungen mit Maßnahmen und Verantwortlichkeiten für das nächste Geschäftsjahr definiert, um diese Anwendungen marktreif gestalten zu können. Dieser Business Plan wurde der Unternehmensführung als Entscheidungsgrundlage vorgelegt. Somit können das Budget und die Intensität der Bemühungen für die erforderlichen Produktentwicklungsaktivitäten und die Programmplanung, Marktbearbeitung und Industrialisierung geplant werden. Dadurch kann die weitere Entwicklung des Geschäftsfelds festgelegt werden.

Fazit

Die systematische Vorgehensweise zur Programmplanung ist eine geeignete Methode, um neue Technologien und Anwendungen im Bereich Energiemanagement aus technischer und wirtschaftlicher Perspektive zu bewerten sowie mit einem Business Plan zu hinterlegen. Der Einsatz verschiedener Instrumente sowie die intensive Einbindung interdisziplinärer Experten haben hierbei die Transparenz über die zu erwartenden Entwicklungen des Geschäftsfeldes erhöht. Auf diese Weise konnte die Unternehmensführung klare, faktenbasierte Entscheidungen zur mittelfristigen Programmplanung treffen und den Unternehmensbereich nachhaltig wettbewerbsfähig für die Zukunft aufstellen.

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