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Aktives Komplexitätsmanagement zur Beherrschung der Variantenvielfalt

[06.03.2020]

Foto: Rawpixel.com - stock.adobe.com
Steigen bei Ihnen auch jährlich die Produktvarianten, doch der Gewinn stagniert? Was viele Führungskräfte vergessen: Neue Produktvarianten ohne gemeinsame Modulplattform bedeuten auch immer stark ansteigende Komplexitäts- und Koordinationskosten. Wer nur Produktvarianten aufstockt, ohne ältere, schlecht laufende Produkte mit alten Designs zu eliminieren, wird auf Dauer nicht profitabel sein. Dies musste auch ein US-Unternehmen feststellen. Mit der Unterstützung von TCW schaffte es das Unternehmen jedoch, schnell wieder zukunftsfähig zu werden.

Ohne Komplexitätsmanagement in die roten Zahlen

Seit über 20 Jahren wurde im mittelständisch geprägten Elektrotechnikunternehmen der vorliegenden Fallstudie kein aktives Komplexitätsmanagement mehr betrieben. Durch den gestiegenen Kundenanspruch nach mehr Individualität nahm die Produktvariantenzahl im Unternehmen jedes Jahr weiter zu. Durch einen starken Vertrieb standen Produkteliminierungen allerdings nicht zur Diskussion. Die Folge: Das Unternehmen schrieb nach und nach rote Zahlen. Da es die Ursache für die roten Zahlen nicht erkannte, wurde das TCW beauftragt einen Pre-Check durchzuführen. Der klassische Pre-Check des TCW konnte identifizieren, dass die schlecht laufenden Produkte alte Komponenten beinhalteten, die nicht nur zu einer erschwerten und teuren Teilebeschaffung führten, da nicht mehr jeder Lieferant die benötigten Komponenten herstellte, sondern auch zu einem veralteten Technologieeinsatz in der Produktion. Automatisierungskonzepte konnten vor diesem Hintergrund nur bedingt umgesetzt werden. Das Unternehmen betraute die Unternehmensberatung TCW mit der Erarbeitung und Umsetzung von Gegenmaßnahmen sowie der Schaffung eines nachhaltig im Unternehmen verankerten Varianten- und Komplexitätsmanagements.

Projektvorgehen des TCW

TCW war bei der Durchführung von verschiedenen Komplexitätsmanagement-Projekten bereits mehrfach in nationalen wie internationalen Projekten auf massive Abwehrreaktionen unterschiedlicher Funktionsträger, insbesondere des Vertriebs, gestoßen und für das Thema sensibilisiert. So hat sich über die Jahre auch die Methodik zur Gestaltung des Produktprogramms inklusive der Produkteliminierungsprozess stetig weiterentwickelt. Die Projektarbeit beim Unternehmen beruhte deshalb auf 5 Phasen und einer begleitenden Umsetzung von Sofortmaßnahmen:


Wie die Umsetzung der Module zum Erfolg führte

Zunächst wurde gemeinsam mit dem Management des Unternehmens und TCW im Modul 1 ein Projektleitfaden erstellt, in dem die Ziele und der Untersuchungsrahmen definiert wurden. Anschließend folgte im Modul 2 die Komplexitätsanalyse. Hierbei wurden als Erstes mögliche Eliminierungsprodukte auf Basis quantitativer und qualitativer Parameter identifiziert, die über die klassische ABC-XYZ-Analyse hinausgingen. Durch intelligente Algorithmen konnte dabei direkt aufgezeigt werden, welche Komponenten bei einer Produkteliminierung nicht mehr bestellt werden mussten, da sie nur in den zu eliminierenden Bauteilen auftraten. Darüber hinaus wurde das Bestandsmaterial, das den eliminierten Produkten entspricht, dahingehend analysiert, wann das Produkt bei einem Produktionsstopp nicht mehr auf Lager sein würde. Aus der Komplexitätsanalyse entwickelte sich nach und nach durch die Programmierung weiterer intelligenter Algorithmen ein Controlling-Cockpit-Tool, mit welchem die Auswirkungen einer Produkteliminierung unmittelbar aufgezeigt werden konnten. Nach der Analyse war das Ziel in Modul 3 die Wiedererlangung der Komplexitätskontrolle. So wurde in diesem Abschnitt mit der Erstellung und Umsetzung einer Roadmap zur Eliminierung der identifizierten Produktvarianten begonnen. Schnell umzusetzende Eliminierungen von Produktvarianten wurden dabei sofort durchgeführt. Einkaufsgewohnheiten wurden ebenfalls angepasst und es wurde darauf aufmerksam gemacht, ab welchem Zeitpunkt bestimmte Komponenten nicht mehr eingekauft werden sollten. Darüber hinaus wurde in diesem Modul ein an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens angepasstes Produkteliminierungskonzept entwickelt, welches jährlich wiederholend angewendet werden soll, sowie dessen Verankerung in der Organisation geplant. In Modul 4 wurden Experten des Unternehmens ausgewählt und das Wissen zur Nutzung des kontinuierlichen Produkteliminierungsprozesses weitergegeben. In Modul 5 wurde das Konzept im Unternehmen verankert, der Eliminierungsprozess begleitet und weitere Feedbackschleifen mit Abteilungen zur kontinuierlichen Verbesserung des Prozesses durchlaufen.

Nachhaltiger Erfolg, der sich lohnt

Gemeinsam mit TCW schaffte es das Unternehmen, mehr als 1.200 Produkte zu identifizieren, die wenig und unregelmäßig nachgefragt wurden sowie ein Defizit von über 2 Mio. US-Dollar verursachten und einen Bestandswert von 6 Mio. Dollar hatten. Während 300 Produkte noch ein weiteres Jahr unter Beobachtung des neu eingeführten Komplexitätsmanagements beibehalten werden, wurden mehr als 900 Produkte im laufenden Jahr eliminiert. Durch diese Maßnahme ließen sich sowohl der betrachtete Bestandswert um 4,5 Mio. US-Dollar reduzieren als auch 1,1 Mio. US-Dollar an Materialkosten einsparen.


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