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Konzeption und Umsetzung eines ganzheitlichen Anlaufmanagements

[16.06.2009]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
Charakteristisches Merkmal der Anlaufphase ist die durch eine Vielzahl von Schnittstellen geprägte organisatorische Komplexität. Zur Vermeidung und Reduzierung der hieraus entstehenden Ineffizienzen in der Anlaufphase muss aus organisatorischer Perspektive eine Vielzahl von Schnittstellen in den Teilprozessen des Anlaufes definiert, analysiert und anschließend zielorientiert gestaltet werden. Konkret müssen zur Bewältigung des komplexen Prozesses „Produktanlauf“ vor allem die Schnittstellen zwischen vom Anlauf betroffenen Funktionsbereichen, die Anläufe der Zulieferer und die verschiedenen Phasen des Produktentstehungsprozesses durch eine geeignete organisatorische Gestaltung der Anlaufprozesse sowie durch gezielten Methoden- und Instrumenteneinsatz synchronisiert und integriert werden.

Im Rahmen einer Vielzahl von Projekten im Anlaufmanagement wurde vom TCW ein erprobter Instrumentenbaukasten erarbeitet, der eine systematische und zielgerichtete Gestaltung der Anlaufphasen ermöglicht. Zur Absicherung der Material- und Informationsflüsse stehen Methoden der proaktiven Prozessplanung, der analytischen Problemerkennung sowie der laufenden Prozesssteuerung in Form von Gateway-Handbüchern, Schnittstellenanalysen und Reifegradbewertungen zur Verfügung.

  • Potenzial zur Reduzierung der Anlaufdauer besteht im Projektmanagement in einer Verbesserung des Projekt- und Meilensteincontrolling durch Quality Gates mit Ampelschaltungen. Mit Gateway-Konzepten können sowohl Defizite früher erkannt werden als auch schneller eskaliert und behoben werden. Gateways beschreiben den Übergang zwischen Punkten, Phasen und Bereichen, wobei der Wechsel erst durch die Überprüfung von Kriterien und deren Erfüllung ermöglicht wird.
  • Die Arbeitsteilung zur Bewältigung der interdependenten Prozesse Produktentstehung, Auftragsabwicklung und Materialbeschaffung führen in der Anlaufphase automatisch zur Bildung von organisatorischen Schnittstellen. Die Schnittstellenanalyse kann prinzipiell für alle Prozessarten eingesetzt werden, eignet sich aber besonders für Prozesse mit hoher Komplexität und Bedeutung für den Unternehmenserfolg. Zielsetzung der Schnittstellenanalyse im Anlauf ist die Ermittlung kritischer Schnittstellen im Zusammenspiel dieser Hauptprozesse und die Identifikation von Problemen, die durch Ineffizienzen in der Informationsweitergabe an den Prozessschnittstellen entstehen.
  • Aufgabe der Entwicklungsphase in Produktentstehungsprozessen ist die Bereitstellung eines produktionsreifen Produktkonzeptes. Da dies in der Realität nicht vollständig möglich ist, dient die Anlaufphase der Erzielung der Reife für die Produktion in voller Kammlinienstückzahl. Die gesamthafte Produktionsreife von Produktkonzepten ergibt sich aus der Zusammenführung der Bewertung der einzelnen Teilereifegrade. Die Teile werden dabei hinsichtlich der Prozessfähigkeit auf Basis der Prozessstabilität bewertet.
  • Durch logistische Standardisierung können kritische Beschaffungsstrukturen standardisiert eingeplant und Standardbelieferungsprozesse wie Just-in-Time, Just-in-Sequenz, Konsignationslager und KANBAN-Steuerungen von Anfang an konsequent umgesetzt werden. Auf zeit- und kostenintensive Steuerung und Disposition kann dann verzichtet werden. Erforderlich ist dazu die Erzielung von Adaptivität in der Standardisierung, d. h. die Fähigkeit des Logistiksystems, sich an kontinuierlich wachsende Logistikmengen anzupassen.
  • Während die Lagerungs- und Transportsystematik der Serienteile auf Teilenummernbasis arbeitet, ist für die Vorserienteile eine Erweiterung erforderlich. Durch die Einrichtung eines speziellen Lagerortes „Vorserienlager“, der durch pragmatische Zusatzsysteme „änderungsstandfähig“ gemacht wird, kann der Hochlaufprozess auf Materialebene abgesichert werden. Eine Verantwortungszuordnung zu einem eigenen Logistikbereich „Vorserienlogistik“ trägt dem unterschiedlichen Qualifikationsprofil Rechnung, da geistige Flexibilität und Pragmatismus entscheidend für die Umsetzung besonders kleiner Regelkreise in dieser Phase sind.

Auf Basis der Anforderungen, die sich durch die identifizierten Störpotenziale ergeben, kann ein unternehmensspezifisches Konzept erarbeitet werden. Dies betrifft die Konzeption der notwendigen Methoden und Konzepte, aber auch den Aufbau einer geeigneten Projektorganisation sowie die phasenorientierte Planung der Vorgehensweise.

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