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Lean Production - Modell zur Konfiguration und Einführung von schlanken Produktionssystemen

[30.01.2008]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com

Die große Bedeutung von schlanken Produktionssystemen für die Automobilzulieferindustrie zeigt sich vor allem durch die konsequente Reduzierung der Fertigungstiefe der Original Equipment Manufacturer (OEM). Aktuelle Studien zeigen, dass diese Industrie durch die Veränderungen in den nächsten Jahren eine rasante Entwicklung durchmachen wird. Um dieses Marktpotential nachhaltig zu nutzen müssen sich die Zulieferer auf die neuen Herausforderungen optimal vorbereiten. Zu diesem Zweck wurde in Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie ein Projekt initiiert, das den Unternehmen erfolgversprechende Werkzeuge an die Hand gibt, um damit vollständig eigenständig den situationsbedingt bestmöglichen Methodeneinsatz für das eigenen Unternehmen zu identifizieren.

Der konjunkturelle Aufschwung der letzten Monate hat auch vor der Zulieferindustrie nicht halt gemacht. Während noch im Jahr 2005 das Wachstum gebremst wurde, so gilt mittlerweile, dass die Zulieferindustrie in den nächsten 10 Jahren um 40% wachsen wird. Getrieben wird dieses Wachstum vor allem durch die ständig steigende Reduktion der Fertigungstiefe bei den OEMs. Insbesondere die Automobilzulieferer stehen vor der Herausforderung, durch die ständigen Produkterneuerungen und gleichzeitig steigendem Kostendruck das Ertragspotenzial ihrer Unternehmen zu sichern und zu steigern. Hierzu werden Produktionssysteme benötigt, die ein ganzheitliches Wertschöpfungskonzept verfolgen. Aktuellen Produktionssystemen fehlt es häufig an einem durchgängigen Konzept aufgrund von Inkonsistenzen bei Prozessen, Organisation und beim Methodeneinsatz. In der Folge sind den möglichen Effizienzsteigerungen in den bestehenden Systemen enge Grenzen gesetzt und die Ausschöpfung von Wachstumspotenzialen führt zu einem Komplexitätsanstieg, der mögliche Synergien aus Skaleneffekten verhindert. Dies macht eine Erneuerung der Produktionssysteme erforderlich, die die spezifischen Rahmenbedingungen der Zulieferer berücksichtigt. Das durchgeführte Projekt in Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie hatte die Konfiguration integrierter Produktionssysteme zum Untersuchungsgegenstand, welche folgende Entwicklungstrends zukünftig bewältigen müssen:

  • Verlagerung umfangreicher Wertschöpfungsbereiche von den OEM an die Zulieferindustrie. Die Herausforderung für die Zulieferer besteht in der Bewältigung des zukünftigen Varianten- und Volumenwachstums bei gleichzeitig unsicherer Prognostizierbarkeit der Absatzzahlen.
  • Globalisierung der Beschaffungsaktivitäten durch die Konzentration auf wenige weltweit agierende OEMs. Deshalb wird die Steuerung und Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zunehmend komplexer. Um dennoch Economies of Scope und Economies of Scales zu erreichen, bedarf es neuer Koordinations- und Führungsinstrumente im Rahmen des Produktionssystems.
  • Die steigende Variantenvielfalt in der Automobilindustrie wirkt sich nachhaltig auf das Angebotsspektrum und die Produktionsvarianz der Zulieferer aus. Auf Grund dessen müssen die Produktionssysteme der Zulieferer auf die zukünftigen Anforderungen ausgerichtet werden.
  • Wachsender Preisdruck zwingt die Zulieferer nach Ansätzen zur Optimierung ihrer Wertschöpfungs- und Kostenstrukturen zu suchen. Der daraus resultierende Trend zur Verlagerung der Produktion vom Standort Deutschland an Standorte mit niedrigeren Faktorkosten erfasst zunehmend auch die klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Aus diesen Gründen wurde im Rahmen des Projekts mit der Zulieferindustrie ein Modell zur Konfiguration und Einführung von schlanken Produktionssystemen entwickelt. Grundlage bildet eine Situationsanalyse des zu untersuchenden Unternehmens. Diese gliedert sich in zwei Bereiche. Zum einen werden die Einflussgrößen auf die Konfiguration von schlanken Produktionssystemen untersucht und zum anderen die Einflussgrößen auf die Einführung von schlanken Produktionssystemen. Das Konfigurationsmodell zur Priorisierung von Methoden erfolgt durch einen Vergleich des Ist-Unternehmensprofils mit der Wirkungsweise der Methode. Aus der Differenz zwischen Unternehmensprofil und Methodenwirkungsweise lässt sich die Eignung der Methode berechnen. Das Konfigurationsmodell zur Wahl der geeigneten Einführungsstrategie basiert auf unternehmensspezifischen Rahmenbedingungen und Restriktionen. Diese bestimmen die Position des Systems im Produktionssystemportfolio. Anhand von vier Gestaltungstypen lassen sich daraus bestimmte Einführungsstrategien für schlanke Produktionssysteme ableiten. Aus der Kombination von individualisiertem Methodeneinsatz und einer geeigneten Einführungsstrategie lässt sich für jedes Unternehmen der Zulieferindustrie ein optimal gestaltetes schlankes Produktionssystem realisieren.

Literatur:

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