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Marktpotenzial von Windkraft in Indien

[13.08.2010]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com

Stromerzeugung aus erneuerbare Energien ist nicht nur in Deutschland ein Thema. Die Industriestaaten ersetzten sukzessive ihre konventionellen Energieträger. Aber auch die Schwellenländer, allen voran China und Indien, versuchen ihren Energiebedarf durch ein nachhaltigen Energiemix zu decken. Dabei haben Windkraftanlagen das größte Marktpotenzial. Der weltweite Markt für Windenergie beläuft sich aktuell auf 30 Mrd. EUR jährlich. Bis 2014 wird ein Anstieg um über 50% erwartet.

Der globale Markt für Windenergie umfasste Ende 2009 eine installierte Kapazität von 158,5 GW (Gigawatt). Davon entfielen knapp drei Viertel (73,6%) auf fünf Länder: USA, Deutschland, Spanien, China und Indien. Das stärkste Wachstum im Jahr 2009 konnten die USA mit 10,0 GW und China mit 13,8 GW zusätzlichen Installationen aufweisen. Damit hatte China Ende 2009 die gleiche Kapazität wie Deutschland erreicht.

Bis zum Jahr 2014 wird die installierte Kapazität nach den Erwartungen des Global Wind Energy Council (GWEC) auf 409 GW steigen. Dies bedeutet eine jährliche Steigerung um 21%. Die jährlich neu installierte Leistung betrug in 2009 38,3 GW. Damit beläuft sich das weltweite Marktvolumen aktuell auf 30 Mrd. EUR. In 2014 werden jährlich etwa 60 GW neu installiert werden. Die weltweiten Produktionskapazitäten müssen bis dahin um über 50% ausgebaut werden. Das stärkste Wachstum wird weiterhin in China und den USA stattfinden. Weitere Regionen mit konstant hohen Zuwachsraten sind Westeuropa und Indien.

Während es in den westeuropäischen Staaten darum geht, fossile Energieträger oder Atomkraftwerke durch erneuerbare Energien zu ersetzen, muss Indien – so wie auch China – eine Lücke in der Elektrizitätsversorgung schließen. Obwohl die Stromproduktion in Indien jedes Jahr um 5% bis 6% ausgeweitet wird, wird die Versorgungslücke durch das anhaltende Wirtschaftwachstum immer größer. Seit 2000 ist das Elektrizitätsdefizit von 6% auf über 9% angewachsen. In den Schwellenländern besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft durch den Energiemangel ausgebremst wird. Die Regierungen in China und Indien wollen die Versorgungslücke durch die Nutzung verschiedener Energiearten schließen. Dieses breite Vorgehen gebietet auch der Handlungsdruck, der durch das aktuelle Energie-Defizit besteht. Zudem haben auch die Schwellenländer erkannt, dass sie sich durch die Stromerzeugung mit konventionellen Energieträgern stark von Rohstoffimporten abhängig machen und sie so keine Nachhaltigkeit im Aufbau der eigenen Wirtschaft erreichen können. Sie setzen daher von Anfang an auf erneuerbare Energien. Mögliche CO2-Einspar-Auflagen, die durch die Weiterentwicklung der Klimaschutzabkommen entstehen können, veranlassen die Energieversorgungsunternehmen dazu, sich ebenfalls stärker in Richtung der erneuerbaren Energien zu orientieren.

Windenergie ist unter den erneuerbaren Energieträgern wie Solarenergie, Biomasse oder Wasserkraft eine vergleichsweise einfach zu handhabende Energieform. Sie ist sauber und verlässlich. Windräder sind technisch auf einem guten Entwicklungsstand und einfach zu installieren. Mit Windkraftanlagen lässt sich Strom kostengünstiger produzieren als mit Photovoltaikmodulen. Windkraftturbinen benötigen keine landwirtschaftliche Infrastruktur wie Biogas-Anlagen und keine großen Bauprojekte wie Staudämme für Wasserkraftanlagen.

Ende 2009 war in Indien eine Windenergiekapazität von 10,9 GW installiert. Der größte Teil dieser Kapazität befindet sich in den fünf windreichen südwestlichen Bundesstaaten. Die indische Regierung selbst schätzt das mittelfristige Windenergiepotenzial auf mehr als 45 GW. In dieser Schätzung sind lediglich on-shore Lösungen berücksichtigt. Indien verfügt über eine 6.000 km lange Küstenlinie, die ein nahezu unerschöpfliches Potenzial für off-shore Windparks bietet. Off-shore Windparks sind in Indien bis heute noch keine Thema.

Trotz ähnlicher Wirtschaftsentwicklung hinkt Indien beim Bau von Kraftwerken und Anlagen zur Stromerzeugung deutlich hinter China her. Der Vergleich der beiden Schwellenländer lässt vermuten, dass die Entwicklung in Indien mittelfristig an Dynamik gewinnen wird. Ebenso wie China verfolgt Indien das Ziel, die Technologien, die zur Entwicklung der Wirtschaftskraft notwendig sind, im eigenen Land zu etablieren. So wurden und werden indische Firmen, die sich im Bereich der Energieerzeugung positionieren, staatlich gefördert. Ausländische Firmen werden dazu angehalten, Partnerschaften mit heimischen Unternehmen einzugehen oder Joint Ventures zu gründen.

Der indische Windkraftanlagenhersteller Suzlon hat in Indien einen Marktanteil von 44% und ist nach seinem Einstieg bei der Deutschen REpower (Suzlon hält 90% der Anteile) mittlerweile der weltweit drittgrößte Hersteller. Den übrigen indischen Markt teilen sich im wesentlichen Enercon (Deutschland), Vestas (Dänemark) und RRB Energy (Indien) untereinander auf. Die restlichen Hersteller haben lediglich einen Marktanteil von weniger als 10% an installierter Kapazität. Die starke internationale und lokale Konkurrenz sollte jedoch nicht davor abschrecken, auf dem indischen Markt aktiv zu werden. Die bestehenden Wachstumsprognosen, die weiterhin dramatische Versorgungslücke und der anhaltende Energiehunger der indischen Wirtschaft sind ausgezeichnete Aussichten für einen erfolgreichen Markteinstieg.

Das TCW verfügt über fundierte Kenntnisse des indischen Energiemarktes und hat verschiedene Indien-Projekte deutscher Firmen begleitet. Der Schwerpunkt der Beratungstätigkeit lag dabei auf der Ausarbeitung geeigneter local footprint concepts. Darunter fallen u.a. die Ausarbeitung der Wertschöpfungsstruktur mit der Definition von lokalen Produktions- und Service-Anteilen, die Machbarkeitsanalyse, die betriebswirtschaftliche Szenario-Rechnung und die Auswahl von geeigneten lokalen Produktions- und Vertriebs-Partnern.

Zusammen mit seinem indisch-deutschen lokalen Partner Bridge-to-India erarbeitet das TCW für deutsche und europäische Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen für einen erfolgreichen Markteinstieg in Indien und unterstützt sie bei der

  • Suche, Bewertung und Beurteilung von geeigneten Investitionsobjekten,
  • Gesprächsführung mit den einschlägigen Behörden,
  • Auswahl der richtigen lokalen Vertriebs- und Produktions-Partner,
  • Qualifizierung der Partner vor Ort,
  • Definition der Wertschöpfungskette einschließlich der Festlegung von lokalen Wertschöpfungsanteilen,
  • Betriebswirtschaftlichen Beurteilung des Vorhabens,
  • Suche nach passenden und fähigen Lieferanten,
  • Konzeptionierung der notwendigen logistischen Systeme und
  • Bewältigung der administrativen Aufgaben und der Bürokratie.

Weiterführende Literatur

  • Anlaufmanagement
    Leitfaden zur Verkürzung der Hochlaufzeit und Optimierung der Anlaufphase und Auslaufphase von Produkten
  • Gestaltung von Produktordnungssystemen:
    Methoden zur Schaffung marktgerechter Produktprogramme
  • Globalisierung
    Unternehmensführung und -steuerung in globalen Märkten
  • Kernkompetenzen
    Leitfaden zur Optimierung der Leistungstiefe in Entwicklung, Produktion und Logistik
  • Kundenorientierung
    Einführung eines Beschwerdemanagements und Ausrichtung von Vertrieb, F&E, Produktion und Mitarbeitern auf Kundenbedürfnisse

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