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Materialgruppenmanagement stärkt den Einkauf

[27.09.2007]

Foto: sveta / fotolia.com
Die organisatorische Orientierung an Produkt- und Warengruppen kann dazu beitragen interne Schnittstellenprobleme zwischen unterschiedlichen Unternehmensfunktionen zu reduzieren. Wie die Praxis gezeigt hat, bringt die reine Organisation nach Warengruppen auch erhebliche Nachteile mit sich. Das TCW berät seit über 15 Jahren Unternehmen bei der Organisation und Reorganisation von Unternehmen. Immer wieder hat sich gezeigt, dass lediglich am Vertrieb ausgerichtete Unternehmensstrukturen zu Wettbewerbsnachteilen in anderen Unternehmensfunktionen führen. Die Lösung dieses Problems für den Einkauf liegt in vielen Fällen in der Einführung des Materialgruppenmanagements.

Kaum ein Unternehmen der deutschen Industrie verzichtet heutzutage auf ein differenziertes Warengruppenmanagement. Unter Warengruppen versteht man die Zusammenfassung der eigenen Produkte anhand von Merkmalen zu unterschiedlichen Produktgruppen. Als Segmentierungskriterien kommen beispielsweise Kundensegmente, der Verwendungszweck oder Produkteigenschaften in Frage.

Grundsätzlich werden Warengruppen in Richtung der Kunden segmentiert. Auf diese Weise lassen sich Verantwortung und Erfolg im Vertrieb klar abgrenzen. Außerdem ermöglicht das Warengruppenmanagement eine kundenfreundliche, Interaktion mit dem Kunden.

Große Hebelwirkung von Potenzialen im Einkauf

Eine rein vertriebsmäßig aufgestellte Unternehmensorganisation bringt aber auch Nachteile mit sich. Besonders deutlich werden die Nachteile bei der Beschaffung. Der Einkauf ist in den meisten produzierenden Unternehmen für den größten Kostenblock verantwortlich. Dies ist insbesondere auf die sinkende Wertschöpfungstiefe der meisten Unternehmen zurückzuführen. Erfolge im Einkauf bestimmen zunehmend den Erfolg des gesamten Unternehmens. So ist die Gewinnbeeinflussung durch eine Materialkostenreduzierung um 3% bei einem Materialkostenanteil von 60% und einer Umsatzrendite von 3% vergleichbar mit einer Umsatzsteigerung von 60%.


Mehr Erfolg im Einkauf durch Ausrichtung nach Materialgruppen

Hohe Beschaffungserfolge im Einkauf lassen sich erzielen, indem der Einkauf nach Materialgruppen organisiert wird. Diese Einkaufserfolge lassen sich von vielen Unternehmen nicht realisieren, weil in den Unternehmen eine Materialgruppenstruktur nicht existiert oder nicht gelebt wird.

Das Materialgruppenmanagement unterscheidet sich vom Warengruppenmanagement durch die Segmentierungskriterien nach denen Produkte und Beschaffungsgüter segmentiert werden. Während das Warengruppenmanagement nach kundenrelevanten Kriterien segmentiert, unterteilt das Materialgruppenmanagement nach beschaffungsmarktrelevanten Kriterien. Eine Einkaufsorganisation die streng nach Warengruppen aufgestellt ist, hat den Nachteil, dass die Einkäufer kaum Mengenvorteile realisieren bzw. Beschaffungsstrategien entwickeln und verfolgen können. Dieser Nachteil liegt darin begründet, dass die Einkäufer alle Bedarfe für eine Warengruppe decken und es ihnen nicht möglich ist ein tiefes Spezialwissen für einzelne Materialgruppen aufzubauen.

Das Ziel der Bildung von Materialgruppen ist es, Beschaffungsgüter so zu clustern, dass ähnliche Bedarfe zu einem homogenen Lieferantencluster zusammengefasst werden. Die Einkäufer werden im Materialgruppenmanagement für einzelne Materialgruppen verantwortlich gemacht. Jeder Einkäufer kann dadurch für die ihm zugeteilten Materialgruppen Beschaffungsmarkt Know-how aufbauen und die gesammelten Bedarfe des Unternehmens mit den Lieferanten verhandeln. Ein weiterer Vorteil des Materialgruppenmanagements ist darin zu sehen, dass es die Wahrnehmung strategischer Aufgaben durch die Einkäufer unterstützt. Die Spezialisierung der Einkäufer auf einzelne Materialgruppen verbessert die Beschaffungsmarkttransparenz und erlaubt es den Einkäufern eine Strategie für einzelne Materialgruppen abzuleiten.

In vielen Reorganisationsprojekten ist es gelungen das Materialgruppenmanagement über eine Matrixorganisation mit anderen Organisationsformen zu kombinieren. Dazu wird zunächst auf Grundlage der Beschaffungsbedarfe eine firmenindividuelle Materialgruppenstruktur erarbeitet. In Workshops mit den Mitarbeitern werden dann die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Materialgruppenverantwortlichkeiten definiert und geschult. Mit Hilfe der anschließenden Einkaufspotenzialanalyse werden auf Basis einer Portfolioanalyse für jede Materialgruppe individuelle Beschaffungsstrategien entwickelt und gemeinsam mit den Einkäufern verprobt. Die Erfolge, die durch die Umsetzung des Materialgruppenmanagements erreicht werden können, liegen je nach Branche und Ausgangssituation in einer Reduzierung des Materialpreises zwischen 7 und 14%.

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