^

Messeaudit als Input für die Produktklinik

[10.11.2006]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit sind Unternehmen zunehmend gezwungen, Produkte sowohl hinsichtlich Kundennutzen als auch Herstellkosten zu optimieren. Die Produktklinik dient einer kontinuierlichen Verbesserung auf Produkt- wie auf Prozessebene. Eine Methode zur Informationssammlung für die Produktklinik stellen Messeaudits dar. Hierbei werden systematisch Informationen über Marktumfeld und Wettbewerber zusammengetragen. Trends und Innovationen können schnell erkannt und durch eine rasche Verwirklichung in Wettbewerbsvorteile überführt werden.

Eine Fülle von Informationen zum Markt und zu Wettbewerbern lässt sich üblicherweise bei Messebesuchen ermitteln. Die strukturierte Vorgehensweise eines Messeaudits ermöglicht eine systematische Nutzung des auf Messen latent vorhandenen Wissens. Dabei werden die Messebesuche durch Unternehmensmitarbeiter im Vorfeld gemeinsam vorbereitet und die gesammelten Erkenntnisse und Informationen in der Nachbereitung formalisiert zusammengeführt.

Im Rahmen eines Workshops mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen erfolgt mittels Brainstorming zunächst eine Eingrenzung des Untersuchungsbereiches und die Identifikation relevanter Wettbewerber, die als Aussteller auf der Messe vertreten sind. Sowohl bei den Themen als auch bei relevanten Unternehmen werden Priorisierungen vorgenommen. Eine Aufteilung in zwei große Themenkomplexe hat sich vielfach bewährt: Zum einen produkt- und fachspezifische Fragestellungen und zum anderen allgemeine Fragestellungen bezüglich Markt und Strategie. Zur Ableitung konkreter Fragen in dem ersten Themenkomplex können Aspekte herangezogen werden, die bereits im Rahmen der Produktklinik erarbeitet wurden, z.B. die Verwendung spezifischer Materialien für ausgewählte Bauteile und Komponenten der betrachteten Produkte. Bei den Fragen sollten Aspekte berücksichtigt werden, die im Unternehmen bereits diskutiert werden und eventuell strategischer Entscheidungen durch die Geschäftsführung bedürfen, z.B. für welche innovativen Technologien und neue Produktbereiche sich Investitionen lohnen. Dabei fließen auch Branchentrends ein, die beispielsweise in Pressemitteilungen angekündigt werden. Optional kann das Messeaudit außerdem noch einen weiteren Themenkomplex beinhalten - die Identifikation möglicher Alternativ-Lieferanten. Dabei sind Fragen für eine spätere Lieferantenbewertung entscheidend, z.B. Standorte, Lieferzeiten und verwendete Technologien bei Zulieferteilen.

Mit Hilfe von Fragebögen und Checklisten ermitteln die Teilnehmer des Messeaudits bei ihren Gesprächen mit den Ausstellern die Informationen. Die Mitarbeiter werden in Teams zusammengestellt und ausgewählten Ausstellern zugeordnet. Dabei ist zu beachten, dass jedes relevante Unternehmen von einem Team besucht wird, so dass auch von weniger bekannten Ausstellern Informationen gesammelt werden. Es ist auf eine möglichst interdisziplinäre Teamzusammensetzung zu achten, so dass produktspezifische Fragestellungen mit technischen Details von entsprechenden Know-How-Trägern abgedeckt werden. Die Durchführung des Messeaudits erfolgt dann an den Messeständen der ausgewählten Aussteller in persönlichen Gesprächen. Die Teilnehmer sind dabei angehalten, direkt nach jedem Gespräch sich ausführliche Notizen zu den Gesprächsinhalten und Erkenntnissen zu machen. Dafür können die erstellten Checklisten und Fragebögen verwendet werden.

Die Nachbereitung des Messeaudits erfolgt in Workshops, in denen alle Teilnehmer ihre Erkenntnisse darlegen. Alle Ergebnisse und Informationsmaterialien werden zentral gesammelt und aktualisiert. Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse werden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Technische Aspekte werden als konkrete Maßnahmen im Rahmen der Produktklinik bearbeitet, für strategische Aspekte werden Entscheidungsvorlagen für die Geschäftsführung vorbereitet. Falls Gespräche mit möglichen Alternativ-Lieferanten geführt wurden, werden diese im Folgenden detailliert bewertet. Mit Hilfe von Messeaudits können systematisch Informationen über Marktumfeld und Wettbewerber zusammengetragen werden. Daraus lassen sich Schlussfolgerungen sowohl als wichtigen Input für die Durchführung einer Produktklinik als auch für strategische Entscheidungen ableiten. Eine schnelle Reaktion auf identifizierte Trends und Innovationen kann Unternehmen somit Wettbewerbsvorteile eröffnen.

Weiterführende Literatur

VorherigeNächste