^

Restrukturierung des Produktlinienmanagements und Einführung einer Plattformsystematik

[05.05.2014]

Foto: yoshitaka / fotolia.com
Als Erfolgsgaranten für eine profitable Unternehmenstätigkeit haben sich eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Kundenwünsche und eine stetige Verbesserung der internen Abläufe erwiesen. Exakt diese beiden Faktoren sind jedoch in den klassisch funktional aufgestellten Organisationen immer schwerer zu optimieren. Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, das künftige Setup der Organisationsstruktur nach Produktlinien zu entwickeln sowie die Produktordnungs- und Plattformsystematik unter Gesichtspunkten des Lean Development zu implementieren.

Ausgangssituation und Zielsetzung des Projektes

Auftraggeber des Projekts war ein mittelständischer Elektronikhersteller, der sich vor große Herausforderungen gestellt sah. Die generellen Trends auf dem Markt für Consumer-Elektronik (rückläufiger Markt, Preisverfall, zunehmende Bedeutung des Großflächen-Vertriebskanals) setzten alle Wettbewerber unter Druck. Umsatz und Profitabilität brachen sehr stark ein, so dass die wirtschaftliche Situation des Unternehmens durch die allgemein in der Branche herrschenden kurzen Innovationszyklen und der negativen EBIT-Marge als sehr kritisch angesehen wurde. Aufgrund der schlechten Ertragslage waren zwar bereits umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen gestartet worden. Doch eine Neuordnung und Straffung des Produktportfolios wurde als erfolgsentscheidend gesehen. Ebenso sollte die Produktverantwortung innerhalb der Organisation durch die Einführung eines Produktlinienmanagements gestärkt werden. Die bestehende Produktverantwortung war gekennzeichnet durch historisch gewachsene, stark funktionale Organisationsstrukturen, unklare Schnittstellen sowie ausgeprägte Teilverantwortlichkeiten. Dieses Projekt zielte darauf ab, die künftige Organisationsstruktur nach Produktlinien sowie die Produktordnungs- und Plattformsystematik unter Aspekten eines Lean Development zu entwickeln. Die Vorgehensweise umfasste dabei die Analyse und Identifikation von Optimierungspotenzialen in der Produktverantwortung, die Konfiguration der Aufbauorganisation und ein Review der Verantwortlichkeiten, insbesondere an den Schnittstellen zwischen Vertrieb, Marketing, Produktionsmanagement, Projektmanagement und Engineering. Ein weiterer Schritt war die Definition der Ressourcenallokation und die Klärung der Verantwortlichkeiten für die Prozesse Produktmanagement, Neu-Produktentwicklung, Auftragsabwicklung und Identifizierung von Optimierungspotenzialen in den Abläufen. Unterstützend wurden systematische Methodenschulungen von Schlüsselpersonen in der Anwendung des Produktordnungssystems (Plattformkonzepte) durchgeführt.

Transparenz als Basis für Veränderung

Gegenstand des ersten Moduls innerhalb des Projekts war die Sichtung bestehender Vorarbeiten sowie die Erstellung eines detaillierten Projektleitfadens. Dazu wurden alle relevanten, bereits im Unternehmen vorhandenen oder aktuell in Arbeit befindlichen Informationen im Hinblick auf die definierte Fragestellung ausgewertet. Zusammen mit den Mitgliedern eines von der Unternehmensleitung benannten Kernteams wurde ein Projektleitfaden erarbeitet, in dem die Ziele des Projektes, die Abgrenzung des zu betrachtenden Untersuchungsgegenstandes sowie die Projektorganisation festgehalten wurden. Angesichts der Sensibilität des Themas galt es hier insbesondere festzulegen, welcher Personenkreis als Ansprechpartner für das Projekt in Frage kam und wie die entsprechende Projektkommunikation und -information gestaltet werden sollte. Diese Status-quo-Analyse sollte die aktuellen Strukturen, Prozesse, Kapazitäten und Verantwortlichkeiten transparent machen. Die Inhalte des Leitfadens wurden in der laufenden Projektarbeit und in Workshops konkretisiert und anschließend durch das Projektteam des TCW ausgearbeitet. Ergebnisse dieses Moduls 1 waren ein detaillierter Projektplan, eine klare Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes und eine eindeutige Formulierung des Projektziels.

Konzeptvorschläge zur Restrukturierung der Produktlinienorganisation

Ziel des folgenden Moduls war die Erarbeitung von Konzeptvorschlägen zur Restrukturierung der Produktlinien-Organisation und deren Schnittstellen. Zudem galt es, ein Konzept zur Optimierung der Ressourcen-, Kompetenz- und Verantwortungsmatrix innerhalb der Produktlinienorganisation aufzustellen. Die Detaillierung einer zukünftigen Soll-Organisation zeigte die Potenziale einer umfassenden Organisationsrestrukturierung. Die Erarbeitung der Organisationsmatrix mit den Feldern Ressourcen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten unter Einbezug der relevanten Schnittstellen innerhalb der anvisierten Soll-Organisation stellte den nächsten Schritt dar. Eine fundierte Analyse bestehender Strukturen und Prozesse der Produktlinienorganisation zeigte die erforderlichen Handlungsfelder auf. Eine ausführliche Dokumentation zur nachhaltigen Verankerung im Unternehmen fand begleitend statt. Ergebnisse dieses Moduls waren sowohl die detaillierte Ausarbeitung eines Soll-Konzepts für die Produktlinien-Organisation und -Prozesse sowie die umfassende Dokumentation von Verantwortlichkeiten und Rollen im Rahmen eines Organisationshandbuchs.

Methodenschulung zur Anwendung des Produktordnungssystems

Im dritten Modul ging es um die Identifizierung und Qualifizierung geeigneter Schlüsselpersonen zum zukünftigen Produktlinienmanager mit Hilfe von Intensiv-Seminaren durch Experten des TCW. Dabei stand die Vermittlung von praxisnahem Methodenwissen zu Produktordnungssystemen und Plattformstrategien an erster Stelle. Nach der erfolgreichen Identifikation von potenziellen Produktlinienmanagern wurden Workshops und Methodenschulungen zur Anwendung von Plattformstrategien und Produktordnungssystemen unter Lean-Development-Gesichtspunkten durchgeführt.

Das folgende Modul 4 betraf die Umsetzungsbegleitung für das Pilotprojekt zur Einführung des Produktordnungssystems (Plattformkonzept). Vorbereitend dazu wurden zusätzliche Workshops veranstaltet, die zur Identifikation, Analyse und Strukturierung von konkreten Anwendungsfeldern des Unternehmens führten und Anhaltspunkte für das Pilotprojekt lieferten. Zusätzlich wurde eine, auf die speziellen Gegebenheiten des Unternehmens zugeschnittene und dokumentierte Methoden-Toolbox in Form eines Handlungsleitfadens erstellt.

Pilotprojekt zur Einführung des Produktordnungssystems (Plattformkonzepts)

Ziele des vierten Moduls waren die Überprüfung der Baukastenstruktur im aktuellen Produktprogramm, die Ableitung einer Plattformstrategie sowie die Umsetzungsplanung der Optimierungskonzepte und das Vorgehen zur Potenzialrealisierung an einer konkreten Produktlinie des betrachteten Unternehmens. Parallel dazu wurden mit der ersten Managementebene des Unternehmens ein Kommunikationskonzept und ein Implementierungsplan ausgearbeitet. Das Vorgehen gliederte sich in Analyse von Produktprogramm und Produktstruktur hinsichtlich Modularisierung und Plattformansätze, Analyse der Variantenstruktur und -entstehung sowie Entwicklung von Standardisierungs- und Individualisierungskonzepten und Erarbeitung einer Plattformstrategie.

Außerdem umfasste Modul 4 die Detaillierung und Abstimmung der Umsetzungsplanung (Aktivitäten, Verantwortlichkeiten, Zeitpläne) sowie die konkrete Umsetzungsbegleitung. Durch konsequentes und kontinuierliches Schulen und Coachen der beteiligten Mitarbeiter wurde eine tiefe Durchdringung der Organisation erreicht. Die Ergebnisse stellten einen angemessenen Grad an Individualisierung und Standardisierung im Produktprogramm (marktkonforme Leistungsbündel) durch eine optimierte Plattformstrategie und die damit verbundenen, mit Kosten und Zielgrößen bewerteten Maßnahmen dar.

Erzielte Verbesserungen innerhalb des Projekts

Mit der erfolgreichen Implementierung der neuen Organisation konnten folgende Verbesserungen erzielt werden:

  • Realisiertes Plattformkonzept als Pilotprojekt bei einer Produktlinie
  • Qualifizierung von Produktlinienmanagern aus unternehmensinternen
  • Quellen
  • Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Erhöhung der Begeisterungsmerkmale der Produkte bei gleichzeitiger Senkung der Produktkosten und Anzahl der Bauteile durch Reduzierung der Funktionsüberfüllung
  • Optimierung der Schnittstellen zwischen Vertrieb, Marketing, Produktionsmanagement, Projektmanagement und Engineering
  • Transparente und aufgabenbezogene Verankerung von Rollen und Verantwortlichkeiten durch durchgängige aufbau- und ablauforganisatorische Dokumentationen

Beratungsprodukte

Publikationen

  • Produktordnungssysteme
    Effiziente Gestaltung von Produktordnungssystemen
    Eine theoretische und empirische Untersuchung
  • Produktordnungssysteme
    Gestaltung von Produktordnungssystemen:
    Methoden zur Schaffung marktgerechter Produktprogramme
  • Produktordnungssysteme
    Leitfaden zur Standardisierung und Individualisierung des Produktprogramms durch intelligente Plattformstrategien

VorherigeNächste