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KVP und adaptive Spielifizierung

[02.10.2019]

Foto: Gajus - stock.adobe.com
Wie lässt sich die Anzahl und Qualität der Ideen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) langfristig steigern? Anstatt einer schnell nachlassenden Motivation bei den Teilnehmern ermöglicht es die adaptive Spielifizierung, mehr und bessere Vorschläge zu generieren. Das TCW unterstützte einen Automobilhersteller dabei, ein Konzept zur adaptiven Spielifizierung zu erarbeiten und zu implementieren. Damit ließ sich die Teilnahme am KVP stark erhöhen.

Die meisten Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe haben längst einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess implementiert. Wie sieht es jedoch mit dessen täglicher Verwendung aus? Der KVP weist häufig fehlende Ideen der Mitarbeiter, mangelndes Interesse, Misstrauen, fehlenden Informationsaustauch sowie die Angst vor Mehraufwand auf. Gleichzeitig führen der administrative Aufwand und die Bearbeitungszeiten zu einem nicht genutzten Ideenpotenzial in den Unternehmen.

Nutzung der adaptiven Spielifizierung

Wie lässt sich nun das geringe Engagement im KVP steigern? Durch die Implementierung einer adaptiven Spielifizierungslösung für den KVP. Sie nutzt bekannte Elemente aus Spielen, um die Teilnahme am KVP interessanter und vor allem spaßiger zu gestalten. Das Konzept der Spielifizierung lenkt den Spieltrieb in konstruktive Bahnen. Dabei ist es nicht ausreichend, Punkte und Ranglisten an die Tätigkeiten zu knüpfen. Gerade das Feedback, die Bedeutung sowie die soziale Gemeinschaft innerhalb der Anwendung sind wichtige Bestandteile einer erfolgreichen Spielifizierung. Sie möchte die Emotionen, die bei Spielen hervorgerufen werden, in den Berufsalltag integrieren und nutzen. Dadurch kann die Motivation der Mitarbeiter beeinflusst werden. Da diese nicht bei jedem Mitarbeiter auf die gleiche Weise angesprochen werden kann, ist eine adaptive Lösung notwendig. Die Anpassung erfolgt dabei an den jeweiligen Teilnehmer und seine Charakteristika. Durch diese individuelle Ansprache und Spielführung ist eine deutlich erhöhte Teilnahme möglich.

Verschiedene Spielertypen ansprechen

Die Spieler reagieren unterschiedlich auf das Spiel – und hier bietet die Adaption einen Mehrwert. So gibt es Spieler, die auf der Suche nach Herausforderungen sind und eine hohe Punktzahl anstreben. Hier ist die Motivation stark an den Erfolg gekoppelt. Andere Spieler möchten das Spielgeschehen und die Abläufe im Detail ergründen. Sie lassen sich für verborgene oder überraschende Inhalte begeistern. Der häufigste Spielertyp interessiert sich für die Interaktion im Spiel und das Interesse an den Mitspielern. Je nach Eigenschaften der Spieler kann die Adaption das Spiel entsprechend gestalten und für eine höhere Teilnahme sorgen.

Vorgehen zur Einführung der adaptiven Spielifizierung

Bei der Entwicklung des Spielifizierungskonzepts griff das TCW auf sein bereits mehrfach erfolgreich angewandtes Vorgehen zurück. Hierzu gehörte die Analyse und Ausgestaltung von sieben Bereichen:

  1. Spieler: Die Spieler sind das Herzstück der Anwendung. Ohne eine genaue Analyse der Charakteristika der Spieler, kann eine spielifizierte Anwendung keinen Erfolg haben.
  2. Verhalten: Hier muss eindeutig definiert werden, was das gewünschte Verhalten der Anwendung sein soll.
  3. Adaptionskonzept: Basierend auf den Charakteristika der Spieler sind die adaptiven Spielverläufe festzulegen und die folgenden Schritte entsprechend zu gestalten.
  4. Spielmechanismen: In diesem Bereich müssen die grundlegenden Spielregeln und Prozesse der Anwendung definiert werden.
  5. Komponenten: Punkte, Abzeichen, Level, Währungen, etc. stellen Spielkomponenten dar. Für die spielifizierte Anwendung müssen die richtigen Komponenten ausgewählt und ausgestaltet werden.
  6. Spieldynamik: Die Spieldynamik beschreibt die Auswirkungen der Spielmechanismen und Komponenten auf den Spieler über die Zeit.
  7. Spielästhetik: Spielifizierung will Emotionen bei den Spielern erzeugen. Nur so kann sie funktionieren. Die Spielästhetik beschreibt eben diese Emotionen, die ein Spieler während der Nutzung entwickelt.

Wirkung der adaptiven Spielifizierung

Die adaptive Spielifizierung im Arbeitsalltag ist noch jung, doch immer mehr Firmen entdecken ihre Chancen. Ein gutes Spiel muss zum Mitmachen anregen, denn auf diese Weise erhält es die Spannung über eine längere Zeit hinweg. Der KVP ist hierfür die ideale Anwendung, denn der Intellekt der Menschen wird angesprochen und die Teilnehmer erhalten etwas zum Tüfteln. Die Adaption führt zu einer höheren Beteiligung, selbst wenn die intrinsische Motivation geringer ausfällt als bei anderen Spielern. Generell spricht die Spielifizierung verschiedene Motivationsperspektiven bei den Nutzern an. Zudem erhöht die adaptive Spielifizierung die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer. Positive Auswirkungen digitaler Spiele auf die Kreativität wurden ebenfalls festgestellt.

Erfolgskonzept TCW-Spielifizierungsprojekte

Die adaptive Spielifizierung im KVP konnte in der Pilotanwendung bei einem Automobilhersteller einen wesentlichen Beitrag zur Mitarbeitermotivation hinsichtlich der Teilnahme am KVP leisten. Im Gegensatz zu früheren KVP-Projekten konnten die gesetzten Ziele durch das Projekt realisiert werden. Durch den Einsatz der adaptiven Spielifizierung im KVP konnte die quantitative Anzahl der eingereichten Ideen erhöht und die qualitative Reife der Ideen verbessert werden. Ein Vergleich zu Referenzwerten des Unternehmens bestätigte eine Zunahme der Anzahl der eingereichten Ideen um 24% und eine erhöhte Realisierungsquote der eingereichten Ideen um 18%. Die adaptive Spielifizierung hat großes Interesse bei den Beteiligten des KVP geweckt, wodurch es zu einem regen Austausch der Mitarbeiter untereinander sowie einer zu hohen Beteiligungsquote kam.


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