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Lieferantenintegration zur Realisierung von Kostensenkungspotentialen

[08.12.2020]

Foto: Kurhan - stock.adobe.com
Die Reduzierung von Produktkosten ist für Industrieunternehmen eine häufig wiederkehrende Aufgabe. Da die Herstellkosten die Gewinnmarge unmittelbar beeinflussen, ist die Lösung dieser Aufgabe essenziell. Die Produktklinik ist eine Methodik, die hier ansetzt und sich in zahlreichen Projekten in verschiedenen Branchen bewährt hat. Die Integration von Lieferanten in die Produktklinik liefert einen zusätzlichen Beitrag zur Identifikation von Kostensenkungspotentialen, wie das nachfolgende Fallbeispiel bei einem Fahrzeughersteller zeigt.

Hohe Produktkosten

Im Fallbeispiel handelt es sich um einen multinationalen Konzern, der vor der Herausforderung stand, die Produktkosten von unterschiedlichen Produkten zu senken. Bei zwei Baureihen war der Kostendruck besonders hoch, während gleichzeitig der Entwicklungsspielraum aufgrund einer Fertigung in mehreren Ländern eingeschränkt war. TCW führte eine Produktklinik zur ganzheitlichen Produktkostenreduzierung durch. Die Einbindung von Lieferanten in das Projekt erbrachte zusätzliches Einsparungspotential.

Integration von Lieferanten

Als ein Baustein der Produktklinik bietet die Lieferantenintegration Möglichkeiten zur Senkung der Produktkosten und zur gemeinsamen Wertgestaltung.

Vorteile der Lieferantenintegration in die Produktklinik ergeben sich durch:

  • neue Fertigungstechnologien beim Lieferanten,
  • Prozessoptimierung beim Lieferanten,
  • alternative Lieferanten,
  • Nutzung der OEM-Verhandlungsmacht beim 2nd-Tier Lieferanten,
  • Nutzung von Standortvorteilen (Steuern, Subventionen etc.),
  • Nutzung von Lohnkostenvorteilen beim Lieferanten,
  • Verlängerung von Vertragslaufzeiten und
  • Nutzung von vertraglichen Rationalisierungsklauseln.

Vorgehensweise

Die Vorgehensweise zu den Lieferantenworkshops gliedert sich in fünf Schritte:

  1. Auswahl und Einladung von Lieferanten,
  2. Vorbereitung und Durchführung der Lieferantenworkshops,
  3. Angebots- und Preisanfragen,
  4. Bewertung der Ideen und
  5. Cherry Picking und Überführung der Ideen in die Kernproduktklinik

Auf Basis zuvor festgelegter Kriterien wurden zunächst Lieferanten verschiedener Einkaufsbereiche wie etwa Guss-, Schmiede- und Kunststoffteile sowie Hydraulik und Elektronik ausgewählt. Die Lieferanten wurden einzelnen Gruppen zugeordnet und zu den Workshops eingeladen. Die Workshops fanden beim Kunden vor Ort in der Demontagehalle statt. Bei der Vorbereitung war es wichtig, die Experten auf Seiten des Kunden aus den verschiedenen Funktionsbereichen vorab zu identifizieren und zu schulen. In den Workshops waren die Gruppen interdisziplinär zusammengesetzt. Dabei waren in jedem Team mindestens ein Einkäufer und ein Entwickler vertreten, so dass die Diskussion der Ideen auf technischer und kaufmännischer Ebene gleichzeitig möglich war. Bei der Bewertung der generierten Ideen im Anschluss an die Lieferantenworkshops galt es, bestehende Ideen aus dem laufenden Projekt mit neuen Informationen anzureichern und neu generierte Ideen zu bewerten. Für die neuen Ideen dienten Angebots- und Preisanfragen bei den teilnehmenden und weiteren Lieferanten als Basis für die Bewertung. Insbesondere die Lieferanten, die an den Lieferantenworkshops teilnahmen, meldeten sich nach kurzer Zeit zurück, da sie die Ideen schon kannten. Mit den bewerteten Ideen wurde ein Cherry Picking durchgeführt. Dabei wurden die Ideen auf Funktionsebene im Projektteam, das sich mit Vertretern aus den Bereichen Entwicklung, Einkauf, Produktmanagement und Produktion zusammensetzte, diskutiert. Die ausgewählten Ideen wurden in die Konzeptworkshops der Kernproduktklinik überführt, wo sie als Maßnahmen weiterverfolgt wurden.

Ergebnisse der Lieferantenworkshops

An den mehrtägigen Lieferantenworkshops nahmen über 50 Lieferanten verschiedener Branchen teil. Es wurden über 500 Ideen generiert, die die Ideen aus der Produktklinik ergänzen. Im Fallbeispiel konnte mithilfe der Lieferantenworkshops ein zusätzliches Einsparungspotential von 4% identifiziert werden. Mit den 17% Einsparungspotential, die in den Ideenworkshops der Kernproduktklinik identifiziert wurden, ergibt dies ein Gesamteinsparungspotential von 21%.


Beratungsleistungen

Publikationen

  • Produktklinik
    Leitfaden zur Steigerung der Lerngeschwindigkeit und Produktkostensenkung
  • Cost Engineering
    Leitfaden zur Gestaltung von Produktkosten
  • Produktklinik
    Wertgestaltung von Produkten und Prozessen - Methoden und Fallbeispiele

Praxisbeispiele

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