^

Produktklinik bei Single Sourcing

[14.01.2019]

Foto: Belkin & Co - fotolia.com
Die Produktklinik hat in der Vergangenheit zahlreichen Unternehmen geholfen die Herstellkosten eines Produkts zu reduzieren. In einem aktuellen Projekt bei einem Maschinenbauunternehmen steht der Hersteller vor der Herausforderung, dass werthaltige A-Teile nur über Single Sourcing verfügbar sind. Aufgrund des hohen Marktwachstums und der Marktmacht des Lieferanten, kann dieser für die mechanischen Komponenten nahezu beliebige Preise diktieren. Zudem sind dessen Produktionskapazitäten an der Grenze, sodass die Versorgungssicherheit für die Zukunft nicht gewährleistet ist. Das TCW hat im Rahmen der Produktklinik neue technologische Lösungen aufgedeckt. Zudem wurden im Einklang mit den Kundenanforderungen die qualitativen Anforderungen an die Komponente gesenkt, sodass eine größere Anzahl an Herstellern als neue Lieferanten in Betracht kommen.

Hohe Herstellkosten und Lieferengpässe bei Einlieferantenquellen

Zur Realisierung der Antriebstechnik greifen Maschinenbauunternehmen häufig und gerne auf Kompaktkomponenten zurück. Die Vorteile liegen allem voran in der Reduzierung des Bauraums, der hohen Qualität, im geringen Montageaufwand und in der reduzierten Beschaffungskomplexität. Im vorliegenden Fall machen die Komponenten eines einzelnen Lieferanten jedoch 37 Prozent der gesamten Materialkosten eines Produkts aus. Vor dem Hintergrund der notwendigen Kostensenkung für das Gesamtprodukt müssen auch diese A-Teile einen Beitrag zum Potenzial leisten. Wie ist jedoch damit umzugehen, dass es weltweit nur einen qualifizierten Lieferanten gibt, der die technisch komplexen und hochpräzisen Komponenten in der erforderlichen Qualität und Stückzahl liefern kann? Das TCW deckt im Zuge der Produktklinik mehrere Handlungsfelder auf und konnte so die Funktionskosten senken.

Identifikation von Kostenpotenzialen

Zur Senkung der Funktionskosten mittels der Produktklinik kamen in dem Projekt vier wesentliche Methodenbausteine zum Einsatz. Im ersten wurden die Kundenanforderungen an das Produkt mittels einer Conjoint Analyse quantitativ erfasst. Im Weiteren konnte das TCW mit einer umfassenden Funktionskostenanalyse die Zielkosten für die Komponenten neu ermitteln. Im letzten Schritt konnten im Rahmen eines Technologiebenchmarks sowie der Demontage von Wettbewerbsprodukten kostengünstigere, technische Lösungen zur Realisierung der Funktionen aufgezeigt werden. Die Bewertung der neuen Konzepte wurde maßgeblich von der Kundenpräferenzanalyse geprägt. Es zeigte sich, dass der Markt die neuen Lösungen trotz offensichtlicher Nachteile hinsichtlich der Genauigkeit und Kompaktheit akzeptiert. Im vierten Schritt unterstützte das TCW bei der Beschaffungspotenzialanalyse sowie bei der Anforderungsdefinition für neue Lieferanten.


Maßnahmen zur Senkung der Funktionskosten

Zusammen mit dem Kunden wurde ein umfassender Maßnahmenkatalog erarbeitet. Die zentralen Maßnahmen zur Senkung der Funktionskosten sind:

  • Downsizing der Komponenten im Zuge reduzierter Genauigkeitsanforderungen,
  • Identifikation und Qualifizierung neuer Lieferanten, deren Technologieportfolio den angepassten Anforderungen gerecht wird und
  • Gestaltung und Initiierung eines Technologieprogramms zur Entwicklung alternativer Lösungen.

Insbesondere die Integration neuer Lieferanten und die Entwicklung eigener technischer Lösung sind ein großer Hebel, um die Abhängigkeit zum bisherigen Single Source Lieferanten zu reduzieren. Möglich wurde dies im Wesentlichen durch die Änderung der Anforderungen an das Bauteil im Einklang mit den Kundenpräferenzen.

Potenziale der Maßnahmen

Die Produktklinik des TCW steigerte den wirtschaftlichen und strategischen Handlungsspielraum des Maschinenbauunternehmens. Die Verwendung der kleiner dimensionierten Komponenten desselben Herstellers brachte kurzfristig Kostenvorteile in Höhe von 3 Prozent. Insgesamt konnten die Materialkosten des Gesamtprodukts um 18 Prozent gesenkt werden. In nächsten Entwicklungsprojekten werden zwei neue Lieferanten berücksichtigt. Mit steigender Stückzahl ist nach einer 18-monatigen Qualifizierungsphase eine Kostenreduzierung von 5 Prozent realistisch. Das initiierte Technologieprogramm ist für drei Jahre ausgelegt. Allem voran gilt es hier das benötigte Fertigungs- und Konstruktions-Know-How aufzubauen. Die Funktionskosten der eigenentwickelten Lösung werden die heutigen um rund 12 Prozent unterschreiten.


Beratungsleistungen

Publikationen

Praxisbeispiele

VorherigeNächste