^

Modularisierung – Großprojekte schrittweise erfolgreich umsetzen

[09.01.2019]

Foto: Konstantin Yuganov - fotolia.com
Modularisierung ist der richtige Hebel, wenn die unternehmensinterne Komplexität im Produktportfolio Probleme bereitet. Die zugehörigen Großprojekte stellen Unternehmen aber häufig vor ziemliche Herausforderungen, da auf einmal das gesamte Portfolio auf dem Prüfstand steht. Es stellt sich die Frage: Wie organisieren wir diese Mammutaufgabe? Die neuen Arbeitsweisen bedeuten schließlich auch einen Paradigmenwechsel für die Ingenieure und die Produktionsplanung. TCW hat ein transparentes Stufenmodell entwickelt, mit dem sich jedes Großprojekt in handhabbare Teilprobleme zerlegen lässt.

Standardisierung oder Modularisierung – was ist zu empfehlen?

Wenn ein Unternehmen immer mehr Produktvarianten auf den Markt bringt, weil die Kunden danach verlangen, dann ist oftmals festzustellen, dass die Wertschöpfungsprozesse weniger beherrschbar werden und die Produkt- wie auch die Prozesskosten ansteigen. Der Gedanke, durch Standardisierung die interne Komplexität zu reduzieren, liegt nah - eine Modularisierung wäre vielleicht besser? Doch was ist der Unterschied und was ist machbar?

Es ist eine einfach klingende Erklärung: Sie "zerschneiden" Ihr Produkt in die richtigen Module und standardisieren dann die geeigneten Module über Varianten und Baureihen hinweg. Leider sind in vielen Fällen die Voraussetzungen für die variantenübergreifende Standardisierung aufgrund der konstruktiven Details nicht gegeben. Sind hingegen die Produkte modularisierungstauglich, weil neue Schnittstellen definiert wurden, können alle Hebel der Standardisierung greifen.

Unsere Empfehlung lautet deshalb: "Prüfen Sie das Modularisierungspotenzial – in den meisten Fällen ist nur dadurch die Standardisierung realisierbar".

Die Herausforderung: Steigende Komplexität durch kompromisslose Kundenorientierung

Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass in vielen Unternehmen einzelne Produktbaureihen, aber auch Produktvarianten innerhalb einer Baureihe oftmals sehr individuell entwickelt werden. Dies geschieht aufgrund zeitlicher Abstände von Entwicklungsphasen wie auch aufgrund der organisatorischen Gegebenheiten. Ein Bewusstsein für modulare Architektur fehlt. Somit findet sich eine wesentliche Herausforderung im Paradigmenwechsel hin zu "Modularem Denken". Eine weitere Herausforderung liegt in der Tatsache begründet, dass Modularisierung Zeit benötigt. Die Umstellung einer Denkweise geht nicht von heute auf morgen. Zudem erfordert es Aufwand, den Modulbaukasten zu entwickeln. Die modulare Architektur erfordert zudem Veränderungen in den Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen und das wiederum führt zu einer Beeinflussung der Organisation.

Was zeichnet erfolgreiche Modularisierungsprojekte aus?

Um die genannten Herausforderungen zu bewältigen und den Erfolg der Modularisierung nicht zu gefährden, sind eine Vielzahl an Voraussetzungen zu schaffen und Rahmenbedingungen zu klären:

  • Mit dem Geschäftsmodell ist zu definieren, ob sich ein durch Modularisierung dargestelltes Produktportfolio lohnenswert vermarkten lässt, indem beispielsweise geklärt wird, welche neuen Geschäftsfelder möglich sind, ob sich Auswirkungen auf das Produktionskonzept ergeben oder wie sich der Produktlebenszyklus möglicherweise verändert.
  • Im Vertriebs- und Marketingkonzept sind Auswirkungen auf die Zielmärkte, die Vertriebsstruktur oder die Schulung der Vertriebsmitarbeiter zu diskutieren.
  • Das neue Produktportfolio ist zu definieren, indem Bereinigungen oder Ergänzungen erfolgen und die lokale oder globale Wirksamkeit sowie die Produktmerkmale neu abgestimmt werden.
  • Die Produktstruktur bildet die Grundlage, um neue Schnittstellen identifizieren zu können. Das TCW wendet dabei eine an Funktionen orientierte Vorgehensweise an.
  • Sind ausreichend Mitarbeiter verfügbar, die einen Modulbaukasten entwickeln können?
  • Verfügen die Mitarbeiter über ausreichend Expertise für das zu modularisierende Objekt?
  • Gibt es vielleicht schon Best Practice Beispiele innerhalb oder außerhalb des Unternehmens? Im Falle von neu zu entwickelnden Lösungen ist es wichtig, auf das richtige Pferd zu setzen, sprich die zukunftsträchtige Technologie zu modularisieren.
  • Die Marktanforderungen sind hinsichtlich Kunden, Wettbewerber, Zulieferer und Wertschöpfungsprozesse zu ermitteln und in die Produktgestaltung einzubringen.
  • Leitprinzipien fassen zusammen und geben eine Richtung vor, um beispielsweise Technologien, Geschäftsprozesse, Kommunikation oder das Risikomanagement zu definieren.

Mit der bloßen Produktveränderung ist es nicht getan

Die Modularisierung von Produkten oder Lösungen ist durch Designänderungen zu vollziehen, die sich auf Funktionsanalysen und geeigneten Such- und Modularisierungsstrategien stützen, welche das TCW in mehreren Beratungsprojekten erfolgreich anwenden konnte. Eine Umsetzung über ein Pilotprojekt hinaus gelingt dadurch aber nicht.

Für einen Rollout sind weitere Arbeitspakete erforderlich:

  • Es ist ein Governance Model zu entwickeln, welches die Veränderung von Geschäftsprozessen und eine Erweiterung um Freigabe- und Nutzungsprozesse sowie die daraus abzuleitenden organisatorischen Veränderungen regelt.
  • Die vorhandene IT (ERP, CAD, CRM etc.) ist an die prozessualen Veränderungen anzupassen.
  • Zum Anstoß und zur nachhaltigen Wirksamkeit einer "modularen Denkweise" sind wirksame Kommunikations- und Schulungskonzepte zu entwickeln und möglichst frühzeitig in der Projektphase umzusetzen.
  • Das Monitoring der Modularisierung umfasst die Festlegung von KPIs, ein Regelwerk, ein Berichtssystem und ein konsequentes Controlling der Umsetzung.

Welche Resultate sind kurz-, mittel- und langfristig zu erzielen?

Die Potenziale einer Modularisierung sind nach unserer Erfahrung sehr hoch, trotz des initialen Aufwands für die Entwicklung des Modulbaukastens. Der Zeitpunkt für den Entwicklungsbeginn ist abhängig von Produktlebenszyklen und Launchterminen zu setzen. Für eine schnelle Wirksamkeit kann die nächste Entwicklungsphase für ein bereits geplantes Produkt den Modularisierungs-Kickoff bilden, so dass die Einspareffekte anteilig bereits zum nächsten Launch erzielbar sind. Noch weitaus größere Potenziale werden bei Nutzung des Modulbaukastens für weitere Baureihen gehoben.

Das TCW ermittelt deshalb in jedem Projekt den Initialaufwand, die Einsparpotenziale sowie die Roadmap für die Pilotierung und den Rollout. In einem aktuellen Projekt wurden aufgrund der Unternehmensgröße 12 Modulbaukästen identifiziert. Die Initialaufwendungen waren in einem Zeitraum von jeweils etwa 1 bis 1 ½ Jahren zu leisten. Die Einsparpotenziale in den jeweiligen 5 Folgejahren lagen beim Doppelten bis Achtfachen des Initialaufwands, für einen Baukasten sogar beim 19-fachen, mithin ein hoher zweistelliger Millionenbetrag.


Beratungsleistungen

Publikationen

Praxisbeispiele

VorherigeNächste