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Beschaffung: Spezifische Parameter des Global Sourcing Index 2.0

[06.04.2015]

Foto: Kurhan - fotolia.com
Durch die Globalisierung und Internationalisierung der Märkte lastet ein besonderer Druck auf der Beschaffung. Frühere, rein kostenbasierte Sourcing-Entscheidungen sind angesichts von Nachhaltigkeits-, Umwelt- und Infrastrukturfaktoren zu überdenken. Hierfür ist die Nutzung sowohl von internem als auch externem Wissen essenziell. Im Zuge der Global Sourcing Indizierung ist es daher nützlich, spezifische Parameter zu implementieren.

Unterstützung von Sourcing-Entscheidungen durch Länderbedingungen

Der Beschaffungsprozess von Materialien und Kaufteilen involviert eine Vielzahl von Bereichen. Neben dem Einkauf und der technischen Entwicklung ist das Kostenmanagement von zentraler Bedeutung. Kalkulationen der zu beschaffenden Teile helfen sowohl bei der Auswahl geeigneter Lieferanten als auch in späteren Preisverhandlungen. Den Kalkulationen liegen in der Regel standardisierte Werte für Material, Personal, Fertigungsabläufe oder Fertigungstechnologien zu Grunde. Angesichts des hohen Aufwandes einer Detailkalkulation kann aber nicht für jeden Teileumfang kalkuliert werden. Wie lässt sich die Güte der Kalkulationen verbessern und ein breiteres Spektrum an Kalkulationen durchführen?

Im Folgenden soll vor allem die Optimierung der Aussagen dargestellt werden. „Harte“ Kalkulationsparameter wie Fertigungstechnologien, Art und Menge von benötigten Verbrauchsstoffen, Materialien und Personalparameter sind oftmals länderunspezifisch. Lohndaten werden dabei nur vereinzelt regional berücksichtigt. Zur Erhöhung der Kalkulationsgüte ist es jedoch ratsam, für alle besagten Datencluster regionale bzw. länderspezifische Daten zu ermitteln. Spezifische Fertigungstechnologien und die Kompetenzen, diese personell umzusetzen, sind heute weltweit verteilt. Insbesondere bei diffizilen Bauteilen, wie etwa einem geschmiedeten Pleuel, unterscheiden sich aber die Fähigkeiten der Länder deutlich. Dies kann in Expertenbefragungen erfasst und anhand eines Ländervergleichs analysiert werden. Ebenso verhält es sich mit Materialien, Verbrauchsstoffen oder Logistik.

Detaillierung der Kalkulationen durch „weiche“ Bedingungen

Die in der Kalkulation berücksichtigten „harten“ Parameter sind, wie bereits erwähnt, mit länderspezifischen Daten zu hinterlegen. Eine weitere Möglichkeit zur Detaillierung der Ergebnisse bietet die Berücksichtigung sogenannter „weicher“ Länderbedingungen.


Um für Sourcing-Entscheidungen Länder besser charakterisieren zu können, ist ein unternehmensspezifisches Vorgehen empfehlenswert. Dabei spielt die jeweilige Branche eine ebenso große Rolle wie die Berücksichtigung der individuellen Unternehmensstrategie. Grundsätzlich kann die Auswahl der länderspezifischen „weichen“ Bedingungen in vier Clustern erfolgen.

Material- und fertigungsbezogene Parameter

Wie bei den „harten“ Kalkulationsparametern können zusätzliche spezielle Bedingungen in diesen Bereichen die Kalkulationen verfeinern. So sind im Bereich Material Themen wie die Effizienz der Logistik, die Korruption im öffentlichen Sektor oder Einfuhrbeschränkungen für Material und Kaufteile zu berücksichtigen. Die logistischen Grundvoraussetzungen in Brasilien sind z.B. völlig andere als die in Deutschland. Ähnlich verhält es sich mit der Korruption in den unterschiedlichen Ländern. Diese könnte etwa in Russland oder China eine größere Rolle spielen als in europäischen Ländern. Fertigungsbezogene Bedingungen sind etwa Fertigungskompetenz oder Automatisierungsgrad. Europäische Länder zeichnen sich hier durch einen eher hohen Automatisierungsgrad aus, während in asiatischen Ländern aufgrund geringer Lohnkosten oft auf manuelle Arbeit zurückgegriffen wird. In den Bereichen Material und Fertigung sind ebenfalls eine Vielzahl potenzieller Bedingungen zu berücksichtigen. Ein Auszug möglicher Einflussfaktoren, neben den bereits erwähnten:

  • Technologischer Reifegrad von Maschinen,
  • Qualität der Strom- und Wasserversorgung,
  • Arbeitsproduktivität,
  • Bildungsniveau,
  • Arbeitsmarktpraktiken,
  • Einfluss tödlicher Krankheiten,

Gesamtwirtschaftliche und unternehmensspezifische Parameter

Erfahrungswerte zeigen, dass es sinnvoll ist, auch globale Bedingungen zu inkludieren. In diesen Bereichen finden sich Themenfelder wie staatliche, finanzielle oder infrastrukturelle Ländervoraussetzungen sowie die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Ferner sind Umweltthematiken und Naturrisiken wesentliche Betrachtungsgegenstände. Neueste meteorologische Ereignisse zeigen die Relevanz solcher „weicher“ Länderbedingungen. Hohe Niederschlagswerte oder die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen in Ländern wie etwa Bangladesch sollten deshalb bei Vergabeentscheidungen mitberücksichtigt werden.

Im Feld der unternehmensspezifischen Parameter ist auf die Verantwortung des Unternehmens gegenüber der Share- und Stakeholder zu achten. Steuerreglementierungen und potenzielle Subventionen sind hier ebenso wie das direkte Unternehmensumfeld von großer Wichtigkeit. Ein Auszug weiterer relevanter Parameter:

  • Qualität der Forschung und Entwicklung,
  • Verfügbarkeit von Know-how-Clustern,
  • politische Stabilität,
  • Inflation,
  • Sicherheit des Unternehmensumfeldes,

Ergebnisse der Gewichtung von Länderbedingungen

Die Wichtigkeit der Länderbedingungen und deren Wechselwirkungen können individuell auf die unternehmerischen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Daraus ergibt sich ein Ranking der Parameter, welches in länderspezifische Auswertungen integriert wird.

Daraufhin lassen sich Ländersteckbriefe erarbeiten, die einen schnellen und gleichzeitig detaillierten Überblick zulassen.

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