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Systemlieferanten für OEMs im Bereich erneuerbarer Energien

[09.03.2012]

Foto: yoshitaka / fotolia.com

Systemlieferanten gehören in Branchen wie der Automobilindustrie längst zum Alltag. Hersteller von Kraftwerken für Erneuerbare Energien aber stehen in der Entwicklung systemischer Zulieferstrukturen noch in den Anfängen. Mit der Entwicklung von Systemlieferanten kann bei unsicherer Nachfrageentwicklung flexibel auf Marktvolatilitäten reagiert werden. Zusätzlich wird die Innovationsfähigkeit und Innovationsgeschwindigkeit gefördert. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass Kooperationen mit Systemlieferanten dann am meisten Erfolg versprechen, wenn beide Partner auf Augenhöhe agieren können.

Sinkende Fertigungstiefe steigert Stellenwert und Komplexität der Beschaffung

Während der Trend von der Beschaffung einzelner Teile hin zu höherwertigen und komplexeren Beschaffungsobjekten, wie Modulen oder kompletten Systemen, in der Automobilindustrie schon seit Jahrzehnten üblich ist, steht dieser Industrialisierungsschub der erneuerbaren Energieindustrie noch bevor. Speziell im Segment der Windenergie, einer der am weitesten entwickelten Technologien der erneuerbaren Energien, zeichnet sich ein momentan kritischer Wendepunkt ab.

Hersteller, in Form der OEM, sind einem zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt, sowohl gegenüber anderen Anbietern in der Branche, als auch gegenüber Anbietern konventioneller Energieerzeugungsformen. Innerhalb der Branche findet zunehmend ein Wettbewerb um kritische Ressourcen statt, wobei zunächst derjenige profitiert und Wettbewerbsvorteile erhält, welcher sich diese als Erster sichert. So konnte vermehrt beobachtet werden, wie sich bereits führende Hersteller durch strategische Partnerschaften mit Lieferanten oder durch Zukäufe und vertikale Integration den Zugang zu kritischen Teilen sicherten. Daher ist es erforderlich, dass sowohl auf Seiten der OEM als auch auf Lieferantenseite ein Umdenken stattfindet. Langfristig wird sich somit die gesamte erneuerbare Energieindustrie umorientieren müssen, um auch weiterhin wettbewerbsfähige Produkte und Leistungen anbieten zu können. Ein weiterer Schritt in diese Richtung, ist neben dem Aufbau einer industriellen Fertigung, die Einbindung und der Aufbau von strategischen Partnerschaften und Systemlieferanten. Dieser Ansatz wird hauptsächlich geprägt von japanischen Unternehmen der Automobilindustrie.

Potenziale für Hersteller von Anlagen für erneuerbare Energien

Die Einbindung und Entwicklung von Modul- und Systemlieferanten bietet zahlreiche Potenziale für die Hersteller von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Nach eingehender Analyse verschiedener Produktkomponenten und Supply Chains unterschiedlicher Hersteller stellte sich heraus, dass insbesondere im Hinblick auf die Logistikkosten Einsparpotenziale generiert werden können. Hierzu wurden in den Projekten zunächst bisherige Warenströme entlang der Wertschöpfungskette visualisiert, wodurch sehr schnell deutlich wurde, dass insbesondere der mehrmalige Transport großer Spezialteile zwischen den Bearbeitungsschritten zu einem wesentlichen Kostentreiber zählt. Denn häufig erfordern diese Komponenten aufwendige und teure Spezialtransporte, bei denen die Kosten mit steigendem Volumen und Gewicht exponentiell ansteigen.

Im Hinblick auf immer größer werdende Leistungen und Kapazitäten der Anlagen ist hierbei auch in Zukunft mit einem Anstieg von Spezialtransporten vieler Teile zu rechnen. Oftmals betragen die Logistikkosten pro Komponente zwischen 3 - 5 % der Herstellkosten; bei Spezialtransporten sogar deutlich darüber. Eine systematische und sinnvolle Konsolidierung von Arbeitsschritten auf Lieferantenseite wirkt diesem Kostentreiber entgegen.

Weiterhin kann eine gezielte Auslagerung von Modul- und Systemumfängen auch strategischen Nutzen für Originärhersteller generieren. Eine Analyse zukünftiger Markterwartungen hat gezeigt, dass diesbezüglich große Unsicherheit auf Seiten vieler Hersteller herrscht. Flexibilität in der Supply Chain und eine schlanke Organisation sind daher wünschenswert, um nicht eines Tages von hohen anfänglich generierten Fixkosten eingeholt zu werden. Flexible und integrierte Zulieferstrukturen schaffen hierbei nicht nur einen strategischen Vorteil durch schnellere Reaktionszeiten, sondern verringern auch das Kostenrisiko für Hersteller um ein Vielfaches.

Wie sich bisher gezeigt hat, sind vor allem die Installationszeiten und auch die zeitliche Vergabe von Projekten, speziell im Windenergiebereich, großen Volatilitäten unterworfen. Hersteller müssen daher verstärkt versuchen, Ihre Lieferantenbasis zu konsolidieren und dadurch Synergiepotenziale zu generieren. Hierfür ist vor allem die Einkaufsfunktion im Unternehmen gefragt, welche sich verstärkt mit der gezielten Entwicklung und dem Aufbau neuer und bestehender Lieferanten befassen muss. Eine sorgfältige Analyse der bestehenden Supply Chain ist daher notwendig, um kritische Punkte zu identifizieren und Kostensenkungspotenziale in der Logistik und mehr Flexibilität zu generieren.

Potenziale für Zulieferer in der Windindustrie

Auch auf Seiten potenzieller Zulieferer ergeben sich aus Sicht einer Systempartnerschaft zahlreiche Vorteile. Eine Analyse bisheriger Lieferanten im Bereich der Windindustrie zeigt, dass viele Hersteller (noch) nicht den Anforderungen der OEM genügen oder nicht die erforderlichen Kapazitäten aufweisen; insbesondere im Bereich vieler Sonderkomponenten, welche bestimmtes Know-how und spezielle Anlagen voraussetzen. Auf der anderen Seite besteht jedoch aufgrund des sich intensivierenden Wettbewerbs eine rege Nachfrage nach Herstellern kritischer Komponenten. Durch eine gezielte Erweiterung ihres Angebotes können Zulieferunternehmen nachhaltigen Mehrwert für Originärhersteller generieren. Grundvoraussetzungen sind exzellente Fertigungs-, Qualitäts- und Service-Fähigkeiten. Diese reichen aber in Zukunft alleine nicht mehr aus, um sich am Markt behaupten zu können. Verstärkte Investitionen und Bemühungen in neue Fertigungsverfahren und Anlagen sind daher notwendig.

Bisherige Projekte haben gezeigt, dass intensive Beziehungen zum OEM nicht nur die Innovationsfähigkeit von Zulieferunternehmen durch bspw. Entwicklungs­partner­schaften steigern können, sondern auch Perspektiven für neuen Verhandlungsspielraum eröffnen.

Weitere Analysen haben ergeben, dass vor allem verwandte Industrien durch eine Erweiterung ihres Angebotes einen interessanten Partner für Unternehmen der erneuerbaren Energien darstellen. So zeigte sich beispielsweise, dass vor allem produzierende Unternehmen im Anlagenbau der Öl- und Gasindustrie an neuen Partnerschaften interessiert sind und diese auch gezielt ausbauen wollen um dem Abwärtstrend der Industrie entgegenzuwirken. Besonders im Bereich der Windenergie könnten sich hieraus in Zukunft interessante Partnerschaften ergeben.

Aussichtsreiche Zulieferunternehmen müssen daher zunächst versuchen, die Interessen und Anforderungen der OEM besser zu verstehen und ihr Sortiment gezielt zu erweitern. Neue Kompetenzen müssen geschaffen werden, bestenfalls in enger Zusammenarbeit mit den OEM selbst, um so bestmöglich deren Anforderungen zu verstehen und entsprechende Kapazitäten und Know-how aufzubauen. Gelingt dies, so kann eine Systemlieferantenpartnerschaft nachhaltigen Wert und Wachstumschancen für Zulieferunternehmen generieren. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn beide Seiten zu Kompromissen bereit sind.

Bisherige Untersuchungen verschiedener Zulieferer haben gezeigt, dass dies zunächst mit einem hohen Investitionsbedarf auf Seiten der Lieferanten verbunden ist. Dieser kann jedoch in vielen Fällen nicht vollständig vom Lieferanten getragen werden. Ein gemeinsam entwickelter Lösungsweg in enger Abstimmung mit dem OEM ist daher notwendig. Zunächst aber erfordert dies auch Zeit, da auf beiden Seiten neue Ressourcen in den Aufbau gesteckt werden müssen. Angehende Projekte sollten daher einen ausreichenden Zeitraum einkalkulieren. Erfolgreiche Projekte der TCW Unternehmensberatung haben jedoch bewiesen, dass es möglich ist, beide Seiten zu Profiteuren einer solchen Zusammenarbeit zu machen.

Das TCW transferiert erfolgreich Jahrzehnte lange Erfahrung in die Branche der Erneuerbaren Energien

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die erneuerbare Energiebranche weiterentwickeln muss, um sich in Zukunft gegenüber anderen Energieformen behaupten zu können. Innerhalb der Branche entsteht zudem ein sich intensivierender Wettbewerb um kritische Ressourcen. Dies ist langfristig nur mit neuen Ansätzen zu erzielen. Der Aufbau von systemischen Zulieferstrukturen kann erhebliche Vorteile mit sich bringen, sowohl auf Seiten der Hersteller als auch der Zulieferer. Hersteller profitieren von einer insgesamt konsolidierten Lieferantenbasis und sinkenden Logistik- und Fixkosten, wodurch die eigene Organisation schlank und flexibel gehalten wird und so erheblich besser auf kurzfristige Marktentwicklungen reagieren kann. Zulieferunternehmen auf der anderen Seite können durch eine engere Zusammenarbeit mit OEMs neues Wachstumspotenzial generieren und so auch längerfristig ihr Geschäft absichern. Insbesondere verwandte Industrien wie bspw. im Bereich Anlagenbau der Öl- und Gasindustrie, scheinen hierfür aussichtsreiche Partner zu sein. Hierbei ist allerdings ein Umdenken auf beiden Seiten notwendig und eine Entkopplung von bestehenden Strukturen nötig. Nur wenn beide Seiten aktiv aufeinander zugehen und gemeinsame Konzepte entwickeln, die für beide Seiten verträglich und aussichtsreich sind, kann eine erfolgreiche Kooperation gelingen. TCW verfügt hierin über langjährige Erfahrung aus zahlreichen Projekten, sowohl im Bereich erneuerbarer Energien als bereits gereiften Industrien.

 

Weiterführende Literatur zum Thema Lieferantenmanagement

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