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Optimierung der Frachtraumbeschaffung

[20.03.2019]

Foto: ArchMen - stock.adobe.com
Die Frachtraumverfügbarkeit ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses auf dem Frachtmarkt in Richtung der Speditionen und Fahrer und damit steigende Frachtkosten sind die Auswirkungen, mit denen insbesondere transportintensive Unternehmen umgehen müssen. Ein ganzheitlicher Ansatz unterstützt diese Unternehmen dabei, Durchlaufzeiten in der Verladung zu reduzieren und sich als attraktiver Verlader zu positionieren. Der Lohn hierfür sind sinkende Frachtkosten, Produktivitätssteigerungen in der Verladung und eine effiziente Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Verladern und Spediteuren.

Frachtraumknappheit treibt die Frachtpreise nach oben

Kennen Sie die Machtverhältnisse auf dem Frachtmarkt? Unternehmen bei denen die Distributionslogistik einen signifikanten Anteil am Geschäftserfolg ausmacht, stehen vor der Herausforderung, dass sich die Kräfteverhältnisse auf dem Frachtmarkt in den letzten Jahren zu ihren Ungunsten verändert haben. Schon heute können sich die Lkw-Fahrer ihre Auftraggeber aussuchen und sich die lukrativsten Aufträge sichern. Während die zu vergebenden Ladungen zuletzt stark gestiegen sind, nahm der verfügbare Laderaum ab. Im Gesamtjahr 2017 betrug das durchschnittliche Fracht-zu-Laderaumverhältnis in Europa 70:30 was heißt, dass im Durschnitt 7 Frachtaufträgen lediglich 3 Laderaumangebote gegenüberstanden. Im vierten Quartal 2016 betrug das Verhältnis noch 53:47. Der Trend ist klar auszumachen und die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die anhaltend gute Konjunktur führt zu steigenden Transportmengen und gleichzeitig sinkt das Angebot an Lkw-Fahrern. Der Branchenverband weist einen Mangel an Berufskraftfahrern in einer Größenordnung von 45.000 aus.


Die Folgen können für den einzelnen Unternehmer schwerwiegend sein. Neben steigenden Frachtpreisen besteht die Gefahr der eingeschränkten Lieferfähigkeit. Insbesondere Branchen, in denen aufgrund der Produktbeschaffenheit die Frachtkosten einen großen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, stehen unter einem enormen Druck. Die Baustoffbranche zählt mit hohen Transportvolumen zu den besonders leidtragenden dieser Entwicklung. In den USA ist dieser Trend inzwischen so weit vorangeschritten, dass Unternehmen der Baustoffbranche Umsatzeinbußen verkraften müssen, da nicht ausreichend Frachtraum verfügbar ist.

Ganzheitlicher Yard-Management-Ansatz für mehr Frachtraum

In unseren Beratungsprojekten stellen wir häufig Nachholbedarf an der Schnittstelle zwischen den Verladern und den Spediteuren und Fahrern fest. Optimierungsmaßnahmen im Bereich der Logistik enden häufig an den Verladerampen und klammern den Bereich außerhalb der Lagertore und Logistikzentren aus. In unseren Beratungsprojekten verfolgen wir die Umsetzung eines auf den Anwendungsfall zugeschnittenen Yard-Management-Systems und greifen hierbei auf Erfahrungen aus zahlreichen Projekten im Fracht- und Logistikmanagement sowie zur Werksstruktur- und Fabrikplanung zurück. Unser Vorgehen fußt auf einem ganzheitlichen Logistikansatz:

  • Noch vor Eintreffen des Lkws sorgt das Time-Slot-Management dafür, dass alle entsprechenden Vorbereitungen im Logistikzentrum getroffen wurden, um den ankommenden Lkw schnellstmöglich abzufertigen.
  • Ein eindeutiges und unmissverständliches Schilderkonzept außerhalb und innerhalb des Werksgeländes sorgt dafür, dass die Fahrer ihr Ziel ohne Umwege erreichen können. Eine gezielte Steuerung der Lkws zu den Be- und Entladepunkten wird durch digitale Anzeigetafeln realisiert.
  • Anpassungen am Werkslayout und den Fahrwegen führen zu kürzeren Wegen auf dem Betriebsgelände und damit zu kürzeren Reaktionszeiten beim Abruf der Lkws zur Verladung. Hierbei überprüfen wir auch die Voraussetzungen für den Einsatz autonom fahrender Lkw innerhalb des Werksgeländes. Autonome Trailer-Bewegungen erhöhen die Flexibilität ebenso wie den Komfort für die Fahrer, da der gesamte Aufenthalt im Werk als Ruhezeit genutzt werden kann.
  • Durch die Erhöhung des Komforts für die Lkw-Fahrer vor Ort gelingt die Steigerung der Attraktivität als Verlader. In unseren Beratungsprojekten haben wir durch Befragungen herausgefunden, dass Faktoren wie die Anzahl sanitärer Einrichtungen, Aufenthalts- und Verpflegungsmöglichkeiten aber auch kostenfreies WLAN einen Verlader überdurchschnittlich attraktiv machen.

Ziel dieser Einzelmaßnahmen ist es dabei immer, die Durchlaufzeit, das heißt die Zeit zwischen der Anmeldung des Lkws und der abgeschlossenen Abfertigung, zu reduzieren. Dies führt neben der internen Produktivitätssteigerung auch zu einer erhöhten Zufriedenheit der Fahrer, da Wartezeiten reduziert und Abläufe beschleunigt werden.

Steigende Produktivität und sinkende Kosten bei attraktiven Verladern

Die Erfolge aus den umgesetzten Maßnahmen lassen sich an verschiedenen Kenngrößen festmachen. Zum einen gelingt durch die konsequente Umsetzung der Bausteine unseres Yard-Management-Ansatzes die Reduzierung der Durchlaufzeiten um durchschnittlich etwa 30%. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Attraktivität als Frachtraumnachfrager. Aus unserer Erfahrung lässt sich hierdurch eine Frachtkostenreduzierung in der Größenordnung von 3-10% realisieren, was insbesondere in Branchen mit hohen Frachtaufkommen einen großen Kostenhebel ausmacht. Auf der anderen Seite gelingt es durch verbesserte Abläufe innerhalb und außerhalb des Betriebsgeländes, ein optimiertes Layout und ein zielgerichtetes Schilderkonzept die Wartezeiten der Verlader an den Verladerampen und -toren deutlich zu reduzieren. Suchzeiten werden minimiert und Abläufe beschleunigt. Neben der hierdurch erreichten Produktivitätssteigerung verbesserte sich durch die Maßnahmen auch das Arbeitsklima an der Schnittstelle zwischen Verladern und Fahrern, was im hart umkämpften Frachtmarkt bares Geld bedeutet.


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